„Little lybrary Cookbook“ als Neuanschaffung in der Bücherei gesehen. Aufgeklappt, reingeguckt, ausgeliehen. Dann nochmal aufgeklappt, ein paar Seiten mehr angeguckt, zugeklappt, zurückgegeben, beim örtlichen Buchhandlung bestellt und gekauft.

Eigentlich ist damit schon alles gesagt, trotzdem möchte ich ein paar Zeilen mehr zu diesem Buch schreiben in der Hoffnung, Euch mit meiner Begeisterung anzustecken.

Nein, nicht nur Integration macht dick, sondern die wahren Übeltäter sind Kochen, Essen und gemütlich auf dem Sofa schmökern. Mit anderen Worten: „Little library Cookbook“ ist wie für mich gemacht. Nicht nur weil der Integrationsaspekt bei einer in Großbritannien lebenden australischen Autorin nicht zu kurz kommt, und nicht nur weil Bilder wie das nebenstehende mir ein Leuchten in die Augen bringen, sondern weil die Kombination von Romanen und Rezepten eine ganz wunderbare Idee ist, die hier genial umgesetzt wurde.

Gemessen an der Anzahl von Kochbüchern, die bei mir zu Hause im Regal stehen, ist mein wöchentlicher Speisezettel ziemlich langweilig. Aber Kochbücher sind für mich nicht nur dazu da, nach Rezepten zu suchen und diese nachzukochen, sondern in ihnen blättere ich gerne, wie andere Leute in der Brigitte oder dem Goldenen Blatt. Dass ich aber mal in einem Kochbuch stundenlang lesen würde wie in einem Roman, das ist eine ganz neue Erfahrung, die Kate Young und der Verlag Wunderraum mir beschert haben. Letzterer wirbt nicht umsonst mit dem Slogan „Für alle, die sich in Büchern verlieren, um sich im Leben wiederzufinden“.

Die Autorin, die unter anderem für den englischen Guardian eine literarisch inspirierte Kochkolumne schrieb, und einen wunderschönen Blog betreibt, wurde aus gutem Grund von der britischen „Guild of Food Writers“ ausgezeichnet, denn es ist nicht nur ein Vergnügen, ihre Rezepte zu lesen, sondern ihre Kochanleitungen sind gut nachvollziehbar geschrieben und ihre Rezepte kommen in der Regel ohne großes Brimborium und Riesenaufwand aus. Falls mal nicht, dann ist das Ergebnis beispielsweise eine dreistöckige Torte für (laut Rezept mindestens) 40 Personen.

Es sind einzelne Sätze oder kurze Textpassagen, die Kate Young sich aussucht um danach ein Rezept herauszufinden und auszuprobieren, das dem Geist des jeweiligen Buches möglichst nahekommt. Das Spektrum, dass sie dabei abdeckt ist groß und erstaunlich vielfältig und reicht von Puh, der Bär über Moby Dick und Harry Potter bis hin zum Paten und Schokolade zum Frühstück. Ob Virginia Woolf, Agatha Christie, J. R. R. Tolkien, Jane Austen, Lew Tolstoi, J. D. Salinger, Enid Blyton oder Astrid Lindgren und alle anderen sich beim Schreiben die Gerichte so vorgestellt haben, weiß man nicht. Aber ich glaube schon. Nur in einem Fall habe ich Zweifel. Ich denke kaum, dass Mario Puzo, als er im „Paten“ schrieb. „Ist Clemenza draußen?“ fragte Sonny. Michael grinste „Kocht Spaghetti für die Truppe, genau wie in der Armee“ in Erwägung gezogen hat, dass gerade mal 300 Gramm Spaghetti für vier Personen ausreichen könnten.

Auf jeden Fall erfahren die Leser/innen bei jedem Rezept etwas von der Person Kate Young, von Koch-Katastrophen und -Erfolgen, von ihren Gewohnheiten und Vorlieben und von ihrer Geschichte. Eigentlich hätte es da nicht noch die tollen Bilder und vielseitigen Rezepte gebraucht, um mir die Frau sympathisch zu machen. Ich bin aber sehr froh, dass sie die ihrer Leserschaft zugänglich macht. Meine Empfehlung für ein paar schöne Stunden mit Kate Young und ihrem Little Library Cookbook ist deshalb diese:

So, wenn ich euch jetzt den Mund wässrig gemacht habe und euer Interesse geweckt habe, rechnet bitte nicht mit einer Einladung zum Essen mit angeschlossener Vorlesestunde. Deshalb hier die Empfehlung, es sich in der Bücherei auszuleihen und für die Auswärtigen hier die ISBN-Nummer: 9783-3-336-54799-9

fl