So, jetzt ist sie da, die Maskenpflicht, und was da in den sozialen Medien, Internetforen und manchmal an der Straßenecke abgeht, dagegen ist die unselige Burka-Diskussion ein fröhliches Vogelgezwitscher. Inzwischen gibt es in diesem Land ja bedeutend mehr Corona-Expert/innen als Fußballtrainer/innen und nicht wenige von ihnen verkünden wirklich dummes, faktenfreies Zeug mit einer Überzeugungskraft, die so manche/n Pastor/in auf der Kanzel neidisch werden lässt.
Es ist die große Stunde derjenigen, deren Lebensmotto lautet „Was ist beschlossen? Ich bin dagegen!“ und natürlich der (politischen) Aluhut-Träger/innen. Wen deren Elegien gegen Lügenpresse, Systemparteien und Wahlschafe dann mit den Worten beginnen „Unter so einer Maske kann ich nicht atmen“, dann möchte ich ihnen ab und zu gerne zurufen „Ja, dann lass es doch, ist vielleicht besser so.“ Aber aus Gründen, die ihren Ausgangspunkt in der Erziehung durch meine Eltern haben, verkneife ich mir das.
Ja, es gibt zur Zeit Gesetze und Bestimmungen, die zeitweise Grundrechte einschränken, aber es gibt aktuell auch sinkende Infektionszahlen. Und nur darum geht es. Ja, Masken sind hinderlich und unangenehm, aber das ist es mir wert, wenn ich durch ihren Gebrauch möglicherweise jemanden vor der Intensivstation oder sogar vor dem frühzeitigen Ableben bewahren kann. Und nur, weil ich nicht weiß, ob das vielleicht die heißgeliebte Tante einer guten Freundin, oder eine unbeliebte Nebelkrähe aus der Nachbarschaft ist, nicht mal, ob gerade ich überhaupt Viren verteile oder nicht, kann ich doch nicht mit einer Scheiß-egal-Haltung gegenüber meinen Mitmenschen auf den Maskengebrauch verzichten. Ich verstehe die Menschen einfach nicht, die das aus politischen und überwiegend rechtspopulistischen Gründen gerade tun. Wer meint, Gleichgültigkeit gegenüber Gesundheit und sogar Überleben von Menschen könnte Wahlerfolge versprechen, sollte sich als Hobby vielleicht doch lieber dem Briefmarkensammeln verschreiben.
Nein, ich bin ganz sicher nicht immer mit allem einverstanden, was in diesem Land so passiert, was von Politik und Regierung beschlossen und umgesetzt wird, und sehe in vielen Bereichen dringenden Verbesserungsbedarf. Aber es ist weniger Patriotismus, als vielmehr, wie ich finde, gesunder Menschenverstand, der mir in diesen Zeiten klar gemacht hat, dass ich derzeit in keinem anderen Land der Welt leben möchte.
Um dieses Gefühl zu verstärken würde ich mir nicht nur eine Akzeptanz des Maskengebrauchs ohne Stimmungsmache wünschen, sondern auch einen rücksichtsvollen Umgang damit. Es ist wirklich nicht die Zeit mit dem Verkauf von Einwegprodukten den schnellen Euro zu machen, nur weil Masken Mangelware sind – was übrigens zu dem in Regierung und Politik gehört, was ich als dringend verbesserungswürdig einstufe.
Schön finde ich, welche Kreativität und handwerkliches Können derzeit durch selbstgenähte Stoffmasken sichtbar werden. Exemplare, wie die einer Twitter-Userin, die kundtat: „Am Anfängerkurs Schutzmasken nähen teilgenommen. Hat jemand zufällig einen Elefanten im Garten, der eine Windel braucht?“ sind mir bisher noch nicht begegnet. Dagegen aber unzählige, gelungene Angebote von Profi- und Hobby-Näher/innen. Und da eine Bitte an die Hobby-Näher/innen, bitte denkt daran, dass es Menschen gibt, die derzeit vom Maskenverkauf leben, weil sie kaum andere Einnahmequellen haben, und macht denen nicht die Preise kaputt. Und ein Hinweis an die potentielle Käuferschaft: Nein, Preise zwischen fünf und zehn Euro sind nicht unverschämt, denn da steckt nicht nur Arbeitszeit drin – Zuschneiden, Feststecken, Nähen, Bügeln – sondern die benötigten Stoffe fallen nicht vom Himmel. Gummibänder schon mal sowieso nicht, sie sind inzwischen das, was vor ein paar Wochen noch Nudeln und Hefe waren.

Aber es gibt noch einen anderen Grund, weshalb ich Fürsprecherin von Stoffmasken bin: Sie halten länger, als die Corona-Krise hoffentlich andauert und landen nicht nach einmaligem Gebrauch auf der Straße und in einigen Ländern bereits in den ohnehin schon verschmutzen Meeren.
Und diejenigen, die jetzt noch mit dem „Argument“ kommen, dass Masken und die neuesten Modetrend inkompatibel sind und die Träger/innen nicht unbedingt hübscher aussehen lassen: seid doch froh, dass es sich zur Zeit nicht lohnt, sich für ein irres Geld die Lippen aufspritzen oder den Zinken zum Stupsnäschen umformen zu lassen. Und an alle anderen, die aus anderen Gründen mit der Maske hadern: Ein Lächeln erkennt man auch an den Augen. Und außerdem kann man gerade Knoblauch essen, soviel man mag.
fl
