Es ist schon gute Tradition, dass die Bücherei St. Lamberti ihre für den Herbst neu angeschafften Brett- und Gesellschaftsspiele am zweiten Samstag im September präsentiert, wenn sie sich gemeinsam mit dem Ochtruper Spieletreffen an der Aktion „Stadt – Land – Spielt“ beteiligt. 55 Neuerscheinungen des deutschen Spielemarktes vervollständigen in Kürze den Bücherei-Bestand von fast 900 Brettspielen. Sie werden zur Zeit ins Datei-System eingepflegt, um in Kürze zur Ausleihe zur Verfügung zu stehen. Darunter natürlich auch das Spiel des Jahres, „Azul“ und „Funkelschatz“, das Kinderspiel des Jahres 2018. Bei den übrigen Neuheiten handelt es sich um Spiele für alle Altersklassen, also vom Kindergarten an bis zu Erwachsenen. Ob Fantasy, Wettbewerb, Strategie oder Konstruktion, für jeden Interessenkreis ist etwas dabei.
Diese Neuanschaffungen stehen im Rahmen von „Stadt – Land – Spielt“ zusammen mit den übrigen über 800 Spielen der Bücherei natürlich nicht nur zum Angucken, sondern vor allem zum Spielen bereit. Die Aktion, an der sich das Ochtruper Spieletreffen und die Bücherei seit einigen Jahren gemeinsam beteiligen, hat das Ziel, Brett- und Gesellschaftsspiele als Kulturgut öffentlich in den Blickpunkt zu stellen und weiteres Interesse für diese Freizeitbeschäftigung zu gewinnen. Die jährlich steigende Zahl der angemeldeten Spielorte in Deutschland und Österreich sprechen für sich. In diesem Jahr werden Veranstaltungen an 143 Spielorten angeboten. Dort treffen sich Familien, Gruppen und Einzelpersonen um gemeinsam miteinander zu spielen und neue Gesellschaftsspiele kennenzulernen.
In Ochtrup findet „Stadt – Land – Spielt“ am Samstag, 8. September, in der Zeit von 14 bis 22 Uhr im Forum der Bücherei St. Lamberti statt. Während dieser Zeit können Besucher/innen ständig dazu kommen. Nicht nur um bewährte Spiele zu spielen, neue Spiele kennenzulernen, sondern auch um neue Mitspieler/innen zu finden.
Anmeldungen sind nicht erforderlich, und der Eintritt ist frei.
Herzlichen Dank an Betsi, die bunte Kuh, avatarama.blogspot.com
Dass ich in den letzten Jahren via TV schon mehr Küchen gesehen habe, als mir eigentlich lieb ist, damit habe ich mich ja quasi unter dem Siegel der Verschwiegenheit hier schon mal geoutet. Es ist ein mehr oder weniger zweifelhaftes Vergnügen zuzusehen, wenn Gerichte, die mit viel Mühe und Sorgfalt zubereitet wurden, auf Omas Erbstücken mit schweinchenrosa Landschaftsmalerei präsentiert werden. Und daneben stehen Bleikristall-Kelche aus der Aussteuer der Schwiegermutter, sorgsam handgespült und umgehend ersetzt, wenn sie dann doch mal zu nahe an die Tischkante gestellt wurde.
Gleichzeitig umso erstaunlicher der Blick auf die technische Ausstattung privater Küchen, die nicht selten so aussehen, als seien sie, seitdem sie aus dem Katalog geschlüpft sind, häufiger geputzt als benutzt worden. Aber schließlich muss jede Menge Schnickschnack auch in Szene gesetzt werden.
Neben mindestens einem Backofen, selbstverständlich auf halber Höhe, sind ein Dampfgarer und ein Tellerwärmer eingebaut, in direkter Nachbarschaft zur Kaffee-Cappuccino-Latte-Espresso-Maschine im Wandschrank mit direktem Wasseranschluss. Das ist in etwa die Grundausstattung für diejenigen, die darauf schwören, dass Fleisch und Gemüse über Stunden im Kunststoffbeutel gegart, einen ganz besonderen Geschmack haben. Wobei ich mich dann frage, ob bei Plastik-Weichmachern bitter oder umami vorherrscht. Kleiner Hinweis noch für den einen oder anderen stolzen Besitzer: die Dinger werden „ßuwiedd“ ausgesprochen und nicht wie das englische „so sweet“.
Reiskocher, selten funktionierende Schaumschläger-Sprühflasche, Eismaschine im Ausmaß eines mittleren Pizzaofens, und natürlich die knallrote Kitchenaid mit einem Schrank füllenden Sortiment an Zusatzgeräten von der Getreidemühle bis zum Wurststopfer seien nur am Rande erwähnt. Jedenfalls bringen es manche Teilnehmer der hier nicht erwähnenswerten Koch-Reality-Show es fertig, für ein einziges Abendessen dieses gesamte Equipment zum Einsatz zu bringen. Das hat sich dann seine Bezeichnung „Männerspielzeug“ redlich verdient. Aber dazu später noch die eine oder andere Anmerkung.
Was in meiner Aufzählung für die Küchengeräte, die mehr unter die Kategorie „schweineteuer“ als unter „wirklich nötig“ fallen, noch fehlt ist die angebliche Wundermaschine eines traditionsreichen Herstellers von Staubsaugern und Teppichböden: der Thermomix. Auch er steht in vielen Küchen, die im Fernsehen gezeigt werden, allerdings gar nicht so häufig im Einsatz, wie man von einem Gerät erwartet, um das sich einmal im Monat sogar ganze Zeitschriften drehen. Denn in diesen Sendungen geht es in erster Linie ums Kochen und nicht ums Kochen lassen, weshalb der Thermomix bestenfalls mal zum Kleinschreddern oder Pulverisieren von Zutaten zum Einsatz kommt. Bemerkenswert, dass mir im Internet auf einer einschlägigen Rezeptseite als Erstes ein Couscous-Salat angezeigt wird, für den man den Couscous in einem ganz normalen Topf einweichen und Tomaten und Gurken mit der Hand würfeln muss, während zur großen Arbeitserleichterung und Zeitersparnis Kräuter, Öl, Zitronensaft und Gewürze in einem Gerät zusammengerührt werden, das mindestens stolze ein-tausend-zweihundert-neun-und-neunzig Ocken kostet.
Mir sind ohnehin technische Geräte suspekt, die vorgeführt werden müssen, um mir eine Kaufentscheidung zu erleichtern. In meinem Hinterkopf spukt dann immer die Frage, ob die Hersteller es nicht fertigbringen, eine vernünftige Gebrauchsanweisung zu schreiben, und ob diese Leute dann die richtigen Ansprechpartner bei möglichen Problemen sind.
Aber natürlich geht es bei den Vorführungen nur vordergründig ums Beraten und Vorführen, sondern vielmehr darum, einen gewissen Gruppenzwang in Sachen Status-Symbol zu erzeugen. Ich kenne nicht nur eine Frau (das Teil scheint nur bedingt unter „Männerspielzeug“ zu fallen), die sich gerne und bei möglichst vielen Gelegenheit als Thermomix-Neubesitzerin zu erkennen gegeben hat und davon schwärmte, wie oft der kochende Mixer in ihrer Küche im Einsatz war. Wohlgemerkt war, denn nach einigen Wochen verschwinden nicht wenige der teuren Neuanschaffungen in den Tiefen von Schränken oder Kellern, um dann ein Jahr später mit nicht unerheblichem finanziellen Verlust als „1-2-3 meins“ auf den virtuellen Markt geworfen zu werden.
Bevor jetzt alle Thermomix-Fans aufheulen: Ja, es gibt auch Küchen, in denen er auch Jahre nach der Anschaffung im Einsatz ist. Manchmal sogar noch, nachdem auch das jüngste Kind aus dem Brei-Alter heraus sind. Ich will auch gar nicht abstreiten, dass mit dem Teil wunderbar püriert, gehäckselt und gemahlen werden kann, dass die unbeaufsichtigte Herstellung einer Sauce hollandaise etwas Feines ist. Aber, wer sich von einem Chip vorschreiben lässt, mit wieviel Gramm Mehl eine Sauce gebunden werden soll, wer den Hinweis braucht, dass längeres Mitkochen von beispielsweise Basilikum kein tolles Geschmackserlebnis verspricht, sollte meines Erachtens erst einmal Kochen lernen und sich dann Gedanken über die Anschaffung von sündteuren Gerätschaften machen. Ich jedenfalls komme gut zurecht mit meinem Kochtöpfen, einem guten Gemüsehobel und einem Pürierstab und habe viel Geld gespart.
Um den Bogen zurück zu den Männern zu schlagen, bei denen die High-End-Küche den Motorrad-Oldtimer oder die elektrische Eisenbahn ersetzt: für sie bedeutet der Thermomix-Preis oft die sprichwörtlichen Peanuts. Für einen Messersatz mit handgeschmiedeten Klingen, inklusive Namensgravur und individuell angepassten Handgriffen, wechseln schon mal deutlich mehr Scheine den Besitzer. Und die Outdoor-Küche mit Superduperschnickschnack-Grill inklusive Smoker, die in erster Linie angeschafft wird, um Nachbarschaft und Gäste zu beeindrucken, kostet schon mal locker so viel, wie ein mittlerer Gebrauchtwagen. Aber dann sind Anschaffung und Gebrauch solcher Luxusgegenstände – mit denen natürlich nur besonders ausgefallene (und teure) Zutaten, verarbeitet werden, die gerne von weit her angeflogen, mindestens aber mit dem SUV aus dem nahen Bio-Supermarkt herangekarrt werden – kein profanes Hobby mehr. Sondern es handelt sich um das Phänomen der „gastrosexuellen“ Männer.
Die Bezeichnung gibt es tatsächlich, auch diverse Artikel und Bücher, die sich damit befassen. Ich werde darauf verzichten näher darauf einzugehen, weil ich nicht sicher bin, wie ich einen Zusammenhang zwischen teuren Küchengerätschaften mit rasant rotierenden, extrem scharfen Messern und männlicher Sexualität herstellen kann, ohne dass die alte Emanze hemmungslos aus mir herausbricht, die dann solche Begriffe wie „Porsche-Effekt“ und „Kompensation“ hier einstreut. Beim letzten Satz bekommt übrigens gerade der Begriff „Schere im Kopf“ eine ganz neue Bedeutung.
Ich geh jetzt mal Pasta kochen. Nudeln gibt’s erst morgen wieder.
Sie klingen ganz ähnlich, sind leider Anglizismen (die ich bekanntlich nicht mag), haben beide mit Machtverhältnissen zu tun und haben beide eine Debatte angestoßen, die die einen für überfällig, die anderen für überflüssig halten: Die Hashtags metoo und metwo. Wie sich am geänderten Verhaltenskodex vieler Firmen und Institutionen und auch an juristischen Verfahren gezeigt hat, war und ist metoo nicht überflüssig. Und dasselbe behaupte ich auch für metwo in der Hoffnung, dass er auch nachdenklich darüber macht, wieviel Rassismus in jedem selbst steckt. Ich bin überzeugt, dass nicht wenige Menschen, die im Brustton der Überzeugung von sich behaupten, auf gar keinen Fall niemals nie nicht rassistische Gedanken zu haben, lügen – als Erstes sich selbst an. Wer mich, oder auch nur gewisse Blogbeiträge kennt, dürfte wissen, wie wichtig mir Werte wie Toleranz, das Vermeiden und Überwinden von Vorurteilen, Minderheitenschutz und Integration sind. Aber auch ich entdecke immer mal wieder rassistische Gedanken in mir, die sich zwar nicht im Wortsinn auf Rassen, sondern bestimmte Gruppierungen oder Herkunft beziehen. Mal erschrecken sie mich, manchmal amüsieren sie meine schwarze Seele. Aber nur ein kleines Bisschen.
Mal so ganz privat und unter uns: Im tiefsten Bayern krieg ich ganz schnell ganz doll Rassismus. So doll, dass ich auch bestimmte bayerische Politiker/innen für unerträglich halte. Egal, was sie sagen oder ob sie nur zynisch grinsen. Prominente Vertreter/innen dieser Spezies könnten das Münchner Telefonbuch auswendig rückwärts aufsagen, mein erster Gedanke wäre „wie dumm“.
Und dann gibt es die Menschen, denen gar nicht bewusst ist, dass manche ihrer Gedanken leider das Prädikat „rassistisch“ verdienen, manchmal (in hoffentlich seltenen Fällen) sogar mit Auszeichnung. Das kann unter anderem daran liegen, dass die Ansprüche an ein tolerantes Miteinander sich im Laufe der Zeit gewandelt haben.
In meiner Kindheit beispielsweise war die Bezeichnung „Neger“ überhaupt nicht negativ gemeint. Wie denn auch, wenn in „meinem“ Kindergarten eine Sparbüchse stand mit der Figur eines kleinen, dunkelhäutigen Jungen, der jedes Mal nickte, wenn wir einmal im Monat 50 Pfennig für „die armen Negerkinder in Afrika“ (Originalzitat) da rein warfen? Wir Kinder waren so stolz, etwas Gutes getan zu haben, da war in unseren Köpfen überhaupt kein Platz da, irgendetwas negativ sehen zu können. Und nachmittags spielten wir Mädchen (!) dann Zuhause mit unseren „Negerpuppen“.
Natürlich rechtfertigt das in keiner Weise, wenn jemand, der so groß geworden ist, heute das Wort „Neger“ verwendet. Schon gar nicht, wenn der Innenmister eines Bundeslandes im 21. Jahrhundert von einem „wunderbaren Neger“ faselt (und Nein, das hat nichts damit zu tun, dass ich Rassismus kriege, wenn es um Bayern geht). Denn heute wissen wir, dass jemand, der als „Neger“ bezeichnet wird, sehr gute Gründe hat, sich diskreditiert, diffamiert und beleidigt zu fühlen.
Und damit komme ich zu einem anderen, wichtigen Punkt: Wer entscheidet, wer und ab wann sich jemand als Rassismus-Opfer fühlen darf? Diejenigen, die (wie ich) das Thema eher theoretisch angehen, diejenigen, die sich von politischer Korrektheit genervt fühlen, oder etwa diejenigen, die meinen, dass Beschimpfungen doch viel „besser“ sind als Baseball-Schläger?
Wer soll bewerten, ob sich jemand tief verletzt fühlt, oder nur rumjammert? Müssen bestimmte Begriffe aus Kinderbüchern, deren Autor/innen über jeden Rassismus-Vorwurf erhaben sind, völlig verschwinden? Oder reicht eine Anmerkung um ihren früheren Gebrauch zu erklären? Fragen, bei denen es schwer ist, eine Antwort zu finden. Und deshalb ist es so wichtig, sie offen und ohne Vorbehalte und Abwiegelungen zu diskutieren. Gerade in Zeiten, in denen bestimmte Kreise versuchen, Fremdenfeindlichkeit als eine Grundlage für Rassismus, salonfähig zu machen.