Häschenschule

Die Weltnachrichten zu verfolgen ist zur Zeit mal wieder nicht nur eine Frage von Interesse am Weltgeschehen, sondern auch von Nervenstärke. Letztere ist in meinem Fall besonders gefragt, seit ich weiß, dass das junge Ehepaar, das in der Wohnung unter mir lebt, um ihre Familien, Verwandte und Freunde in Afrin bangen muss. Da werde ich schon mal deutliche dünnhäutiger, wenn es um Krieg und Gewalt geht. Und wenn dann dieser … (die Bezeichnung für den derzeit amtierenden US-Präsidenten ist in diesem Zusammenhang der Selbstzensur zum Opfer gefallen) eine Ansage macht, wie er dafür sorgen kann, dass in seinem Land noch mehr Kinder durch Waffengewalt sterben, dann steigt mein Blutdruck, schwillt mir der Hals und ich werde einfach nur ganz, ganz böse.

Diesem … (hier kommt wieder die Selbstzensur ins Spiel) fällt nichts Besseres ein, als auf das Massaker in Florida mit einem Vorschlag für noch mehr Waffen an Schulen zu reagieren? Darf doch nicht wahr sein. Ist es aber.

Ja, meine Phantasie reicht kaum aus, mir vorzustellen, wie es sich anfühlen muss, wenn man weiß, dass im persönlichen Umfeld viele Menschen im Besitz eines technisch ausgefeilten Mordinstruments sind. Aber beim Gedanken, dass künftig Lehrerinnen und Lehrer ganz offiziell dazu angehalten werden sollen, solche Mordinstrumente im Klassenzimmer bei sich zu haben, wird es mir einfach nur schlecht. Dass er die zig Millionen, die er von den Ewig-Gestrigen der Waffenlobby kassiert, dafür einsetzt, die psychische Stabilität der künftigen Cowboys am Lehrerpult zu überprüfen, den Vorschlag hat der derzeitige POTUS nicht gemacht.

Ich vermute mal, ihn interessiert auch nicht sonderlich, was passieren kann, wenn einem Lehrer die Nerven durchgehen. Nicht unbedingt, weil seine Schülerinnen und Schüler ihm gehörig auf den Wecker gehen, sondern vielleicht einfach nur, weil im Klassenzimmer ein Luftballon zerplatzt oder irgendetwas laut scheppernd zu Boden fällt.

Wenn irgendwann mal kein (ehemaliger) Schüler, sondern ein bewaffneter Lehrer ein Massaker in einer Schule anrichtet, lädt Trump dann auch Angehörige oder Mitschüler/innen zu einem Gespräch ins Weiße Haus ein und hält einen Spickzettel in den Händen, damit er nicht vergisst zu versichern „I hear You“?

Ich mag es mir gar nicht weiter vorstellen. Ich mag auch nicht darüber nachdenken, dass es in Deutschland über 20 Millionen legale und illegale Waffen in Privatbesitz gibt. Und noch weniger darüber, dass es nicht wenige Menschen gibt, die das gut finden.

fl