Der erste Monat des Jahres neigt sich bereits dem Ende zu, die ersten guten und gaaaanz wichtigen Vorsätze zum Jahresbeginn dürften schon über den Haufen geworfen worden sein. Passiert mir nicht, denn ich habe mir abgewöhnt mir zu einem bestimmtem Datum etwas vorzunehmen, was ich sowieso nicht einhalte. Ich hatte nicht mal den Vorsatz  diesen Blog in 2023  mal wieder mit mehr Beiträgen zu füttern. Mit der Folge, dass ich euch erst mit ein paar Wochen Verspätung erzähle, warum Silvester 2022 ein besonders abenteuerlicher Jahreswechsel mit vielen neuen Begegnungen und Erlebnissen war.

Ich hatte nachmittags noch Sex in einer Sauna mit meinem kurz danach verblichenen Ex-Freund, der mich vor Jahren gegen meine Schwester eingetauscht hatte, mit der ich mich aus anderen Gründen übel gestritten habe. Ich habe fiese Bemerkungen zu jeder und jedem gemacht, die mit mir am Tisch saßen, wurde mit dem Gerücht konfrontiert schwanger zu sein und bin meinen ungeliebten Verlobten gut losgeworden. Sprich, ich habe mich in höchstem Maße unbeliebt gemacht und hatte auch noch jede Menge Spaß dabei.

Jung, schön und erfolgreich – wenigstens im Spiel

Zum ersten Mal in meinem nicht ganz kurzen Leben habe ich nämlich an einem Krimi-Dinner teilgenommen in privatem Rahmen zusammen mit lieben Freund:innen/guten Bekannten. Wir alle kennen uns seit Jahren über das hiesige Spieletreffen, das das Gastgeber-Paar des Abends mit mir seit 2015 einmal monatlich in unserem Städtchen organisiert. Dass die guten Verbindungen zur besten und schönsten Bücherei am Platz dabei ein großer Vorteil sind, nicht nur, wenn es um Auswahl an Spielen bei diesen Abenden geht, ist selbstverständlich.

Ich war jedenfalls nicht die einzige Krimi-Dinner-Unerfahrene, aber wohl diejenige mit dem größten Abstand zwischen dem realen Alter und dem Alter meiner Rollenfigur, der immerhin viereinhalb Jahrzehnte betrug. Mehr als die meisten Mitspieler:innen des Abends auf ihrem noch jungen Buckel haben. Aber eine Miss Marple sah das Drehbuch nicht vor und so war ich nicht nur blutjung, sondern auch gertenschlank und bildschön, was den Anwesenden sicher eine große Portion Phantasie abverlangte.

Auch wenn unser Drehbuch hier und da Ungereimtheiten und Lücken hatte, so, wie sie auch fast jeder Tatort am Sonntagabend aufweist, haben Handlung und Kulisse alle Mitspielenden fasziniert, weil sie von unserem realen Leben unendlich weit entfernt waren. Die Welt der Reichen und (nicht immer) Schönen ist so gar nicht unsere, aber forderte zu ungeahnten schauspielerischen Fähigkeiten und erstaunlicher Kreativität bei der Kostümierung heraus. Wenn unser „echter“ Gastgeber in seiner Rolle als erfolgreicher Schlagerstar Assoziationen hervorrief an tatsächlich lebende Personen, deren Stern am Schlagerhimmel dank Corona-Schwurbeleien im Sturzflug in der Versenkung verschwunden ist, dann ist das schon bewundernswert, denn im „echten Leben“ ist er ein sehr netter Kerl. Und wie unterschiedlich die Wirkung von Perücken sein kann, bewiesen zwei im wahren Leben verheiratete Mitspieler:innen. Während er aussah, wie ein Howard Carpendale für Arme (entschuldige „Phillip“) hätte seine Gattin sofort den Esstisch im Münsterland mit einem Laufsteg in Berlin oder Paris eintauschen können.

Ach ja, Esstisch. gegessen wurde auf der Schicki-Micki-Party natürlich auch, alle Teilnehmer:innen steuerten etwas zur Menufolge oder Getränkeauswahl bei. Und weil der ganze Abend ja nur Fassade war, habe ich den Beweis angetreten, dass ein Krabbencocktail mit durch Rote Bete im Kochwasser eingefärbte Hörnchennudeln sich optisch nur unwesentlich vom Original unterscheidet. Das blieb damit denen vorbehalten, die keine Abneigung gegen Meeresgetier hatten, die Fake-Version kam aber geschmacklich auch gut an.Natürlich werde ich jetzt nicht verraten, wer sich am Ende als Mörder herausstellte um allen, die möglicherweise auch einmal eine „Party der Intrigen“ erleben möchten, den Spaß nicht zu verderben und die Spannung zu nehmen. Nur soviel: Ich habe ihn nicht erraten und war damit in guter Gesellschaft, denn nur eine einzige Person am Tisch hatte den Täter erkannt.

Mein Fazit des Abends: Eine glasklare Empfehlung unbedingt mal ein Krimi-Dinner mitzumachen, bevorzugt in einem Kreis, in dem nach intriganten, zugegeben amüsanten, Schlammschlachten alle Beteiligten weiterhin freundschaftlich verbunden bleiben. Daher an dieser Stelle herzlichen Dank an alle, die dieses Spiel zu einem unvergesslichen Abend gemacht haben, der es sicherlich wert ist, wiederholt zu werden.

Vielleicht im Sommer mit der Anleitung für einen „Mord am Grill“ aus dem großen Spielebestand der Bücherei,

Ähhm, zählt das jetzt als guter Vorsatz fürs neue Jahr?

fl