Nix da mit altmodisch und langweilig. Wer geglaubt hat, Spiele am Computer, Tablet oder Handy würden das gute alte Brettspiel erfolgreich und dauerhaft von den Wohnzimmertischen oder Teppichen unzähliger Familien verbannen, hat glücklicherweise nicht Recht behalten. Das liegt jetzt nicht daran, dass elektronische Spiele je nach Sichtweise zu anspruchslos/zu anspruchsvoll/pädagogisch fragwürdig/pädagogisch wertvoll/zu bunt/nicht bunt genug/zu schnell/zu lahm sind. Sondern das liegt ganz einfach daran, dass es toll war, ist und bleibt mit anderen Menschen zusammen nach für alle gültigen Regeln unterhaltsame Zeit zu verbringen, so dass einem gleichberechtigten Nebeneinander von virtueller und analoger Spielerei nichts im Wege steht.

Nach Jahrzehnten, die zugestaubte Schachtel aus der hintersten Schrankecke zu ziehen und mal wieder eine Runde „Mensch ärgere dich nicht“ zu spielen, weckt nicht nur so manche Kindheitserinnerungen, sondern macht auch jede Menge Spaß. Mir jedenfalls, vorausgesetzt, das wird keine Dauerschleife. Aber dafür gibt es auch viel zu viele andere tolle Spiele für jeden Geschmack, jede Altersklasse und auch jeden Geldbeutel. Das letzte Kriterium ist ein unumstößliches Argument, mich regelmäßig der Qual der Wahl in meiner Lieblingsbücherei zu stellen. Dort stehen nämlich gut 800 Brett- und Kartenspiele zur Auswahl. Selbst wenn ich die für Kinder im Vor- und Grundschulalter nicht beachte, fällt die Entscheidung nicht unbedingt leicht. Dass es aber mit schöner Regelmäßigkeit ein paar Lieblingsspiele sein müssen, vereinfacht die Sache natürlich.

Treue Leser/innen mögen sich gerade vielleicht erinnern, dass ich ein glückliches Single-Dasein führe, nachdem meine Kinder ausgezogen sind, so dass ich Mitspieler/innen nicht mal eben hinter der nächsten Zimmertür hervorholen kann. Wie es der Zufall wollte, fiel mir vor einigen Jahren in der Bücherei ein junges Paar auf, dass regelmäßig ein bis zwei Klappkörbe voller Spiele auslieh. Ganz schnell wurde aus der Idee regelmäßige Spieletreffen zu organisieren Realität und das seit über fünf Jahren an jedem zweiten Samstag im Monat. Inzwischen mit einem harten Kern von Teilnehmer/innen und immer wieder neuen Interessierten. Spiele kennenzulernen steht ebenso im Mittelpunkt, wie Spieler/innen kennenzulernen und sie möglicherweise für das eigene Lieblingsspiel zu begeistern. Mal so am Rande: Bislang ist es mir fast bei jedem Spieletreffen gelungen, eine Runde für Dixit zusammenzutrommeln, mal mich vier bis sechs Leuten, aber auch schon mal mit einem guten Dutzend.

Den Höhepunkt in unserem Spielejahr teilen wir Anfang September mit fast 200 anderen Organisationen bundesweit, wenn es auch in Ochtrup heißt „Stadt Land spielt“. Traditionell sind dazu alle Interessierten in die schönste Bücherei am Ort eingeladen, die dann zum ersten Mal die Neuanschaffungen für die neue Spielesaison ab Herbst rausrückt. Für viele Besucher/innen willkommene Gelegenheit schon mal auszutesten, was sie sich für die nächsten Ausleihen vormerken sollten.

Und in diesem Jahr gibt es eine Besonderheit: Die örtlichen Veranstalter von „Stadt Land spielt“ können sich für Turniere bewerben, bei denen es nicht nur um Ruhm und Ehre geht, sondern für die auch die notwendigen Spiele-Packungen zur Verfügung gestellt werden. Und Tadaa, in diesem Jahr haben wir den Zuschlag für sage und schreibe vier Spiele bekommen, was Spieletreffen und Bücherei zum Anlass genommen haben wertvolle Preise zur Verfügung zu stellen. Also, liebe Leser/innen aus Ochtrup und Umgebung, tragt in euren Kalender den 7. September ab 14 Uhr ein und kommt dann in die Bücherei St. Lamberti, Marktstraße 8. Es lohnt sich.

Ja, das könnte ein langer Spieletag werden, der vielleicht auch ein bisschen anstrengend wird, für uns, die wir uns um den Ablauf, die Turniere und nebenbei um Kaffee und Tee kümmern müssen. Aber spätestens ab Mitte der darauffolgenden Woche freuen wir uns dann schon auf das nächste Spieletreffen eine Woche später, bei dem wir uns hoffentlich ein bisschen feiern können, weil alles gut gelaufen ist.

fl