Suche

Portion Senf dazu?

Die Bücherei St. Lamberti bloggt

Monat

Oktober 2016

Was Lästerei für Folgen hat…

lasterschwestern

Erwähnte ich schon mal, dass wir ganz schön stolz sind, exklusiv für unseren Blog eine Illustratorin gewonnen zu haben? Wenn ja, macht nichts, kann durchaus mehrfach erwähnt werden, weil wir uns wirklich freuen und von ihren Zeichnungen begeistert sind. Sie lebt und arbeitet übrigens ein bisschen weiter weg in der Nähe von München, und es war ein besonderer Weg, mit einer Kombination von TV und www, der zu dieser bayerisch-westfälischen Kooperation führte.

Über mein seriöses Hobby, nämlich Stricken, landete ich durch die Google-Suche nach einem Tipp in der Community einer bekannten Frauenzeitschrift, die ich seit Jahrzehnten nicht mehr gelesen habe. Und das nicht, weil sich im Namen das Wort „igitt“ verbirgt, sondern aus anderen Gründen – guten Gründen. Jedenfalls bietet diese Community eine unglaublich hohe Zahl von Unterforen und eben auch das zu besagter Kochsendung. Und da Lästern mein unseriöses Hobby ist, war ich mit dabei, mittlerweile seit etwa fünf Jahren. Der harte Kern der Mitschreiberinnen kam immer näher zueinander, gründete ein private Gruppe, in der auch Persönliches ausgetauscht wurde. Mit dabei eine superheldin-ullahumorvolle und talentierte Zeichnerin von Avataren, die sie den Forums-Nutzer/innen (und auch einer unserer Kolleginnen) gerne zur Verfügung stellte. Sogar auf Bestellung und am liebsten gegen Sofortüberweisung. Allerdings nicht auf ihr privates, sondern ein Spendenkonto.

Mit ihrer Aktion „Wir bauen einen virtuellen Deich“ verwandelte sie den Anblick des Forums in eine Sack-Parade mit dem Ziel, 1 000 Euro Spendengelder einzusammeln. Es wurden im Laufe eines halben Jahres 6 765 Euro und bei Spenden zwischen 10 und 50 Euro pro Zeichnung auch sicherlich einige Nachtschichten der Initiatorin. Es folgten jährlich neue Spendenaktion und jährlich neue, hinreißende Bildchen und jedes Mal ein Überschreiten des ursprünglichen Spendenziels. In diesem Jahr übrigens ist das Motto der Aktion „Niemand flieht freiwillig“ (bisschen runterscrollen).

So ganz nebenbei kaspert sie auch öffentlich noch rum, mit ihrem Papiertheater „Pappcartoon“, bei dem natürlich die Figuren aus ihrer Zeichenfeder stammen, und die Geschichten ebenfalls selbst geschrieben sind.

Ich kenne „Betsi, die bunte Kuh“ und die anderen Mitglieder der virtuellen Gruppe inzwischen seit über fünf Jahren. Wir haben viel miteinander erlebt und miteinander durchgestanden in dieser Zeit: Jobverlust, Ehekrise, übergriffige Schwiegermütter, zickige Schwiegertöchter, eine Krabbe im Mops (hört sich weniger furchteinflößend an als Brustkrebs, haben wir beschlossen), Lehrstellensuche der Kinder, das Dahinsiechen eines Elternteiles, aber auch Gehaltserhöhung, den Umzug in die Traumwohnung, Urlaubsreisen, gelungene Konzerte. Im Mitfiebern und Daumendrücken sind wir jedenfalls spitze.

Obwohl wir nur miteinander geschrieben und Päckchen hin und her geschickten haben, erst vor wenigen Wochen haben Betsi und ich zum ersten Mal miteinander telefoniert. Damals fragte ich vorsichtig an, ob sie unseren Blog nicht ein wenig verschönern könnte. Ich hatte mir eine Menge guter Argumente zurecht gelegt (anstelle eines Honorarangebots), die ich mir alle hätte sparen können. „Ach Schwesterherz, das mache ich doch gerne“ war die Reaktion nach wenigen Sätzen.

Also liebe Leserinnen und Leser, we proudly present als hochgeschätzte Mitarbeiterin dieser Seite:

profilbild-betsi

Von Tüll und Gebeten

tull

Tüll, Kilometer und Kilometer Tüll, überwiegend in weiß, aber auch in kräftigem Rot oder Schwimmbadkachelblau. Dazu jede Menge Glitzer und Glimmer, Perlen, Spitzen und Pailletten. Genau mein Ding.  😦

Dass der Duisburger Ortsteil Marxloh nicht gerade durch besonderen städtebaulichen Charme besticht, ist klar. Aber dass dieser mangelnde Charme durch Braut- und Festmoden in jedem zweiten bis dritten Schaufenster in der Haupteinkaufsstraße wettgemacht werden soll, bezeichne ich mal ganz neutral als „Besonderheit“. Begeistert hat es mich nicht, eher amüsiert, aber das liegt sicher auch daran, dass ein Brautkleid in diesem Leben mit Sicherheit nicht mehr auf einer Einkaufsliste stehen wird. Ich habe einmal in eben diesem Leben geheiratet (nicht in Weiß und ganz ohne Tüll) und diesen Fehler schon vor vielen Jahren erfolgreich korrigiert.

Seiten: 1 2

Vorsicht! Kopf einziehen!

helikopter-mutter

Strahlende Gesichter von Kindern und Jugendlichen haben wieder einen mürrischen, gelangweilten Gesichtsausdruck, genervte Eltern gucken wieder freundlich und entspannt. Sicheres Zeichen dafür, dass die allgemeine Stimmungslage der sommerlichen Schulferien von der Alltagslaune eingeholt wurde. Ja, vor einigen Jahren war das durchaus sichtbar, inzwischen erfüllen viele Eltern dieses Klischee nicht mehr. Die Eltern nämlich, denen das entspannte Alltagsgefühl durch das ständige Beglucken des Nachwuchses verloren gegangen ist. Was früher ein wichtiger und meist fröhlicher Schritt auf dem Weg zur Abnabelung war, also der erste Schultag, wird heute zum übertriebenen Wahrzeichen von Verlustängsten und Angst vor Kontrollverzicht. 

Ja, liebe Eltern, es gehört dazu, dass spätestens am zweiten Schultag Eure Kinder allein im Klassenzimmer sitzen. Deshalb wundert Euch bitte nicht, wenn Lehrer/innen wenig Begeisterung zeigen für den Vorschlag, dem Kind einen Wollfaden in die Hand zu geben, während Mutter oder Vater mit den Knäuel in der Hand vor der Tür bleibt, damit das „Band der Verbundenheit spürbar“ bleibt. 

„Ich hab dich ganz doll lieb“

Auch den I-Dötzen ein Handy in die Hand zu drücken, damit sie Mama oder Papa anrufen können, wenn sie ganz traurig und alleine sind, wird von vielen Pädagog/innen nicht für eine gelungene Idee gehalten. Daher möchte ich gar nicht wissen, wie wohl die Diskussionen auf diversen Elternabenden ausgesehen haben mögen, die zu einer hoffentlich nicht bahnbrechenden Neuerung in einer Berliner Grundschule geführt haben. Dort hängt nämlich tatsächlich ein Telefonapparat offen zugänglich im Schulflur, für all die Kinder, die zwischen den Übungen für das große „D“ und Rechnen im zweistelligen Zahlenraum unbedingt mal eben Muttis oder Pappis Stimme hören müssen. Fraglich, ob da dann immer die Sehnsucht nach den elterlichen Bezugspersonen ausschlaggebend ist, oder doch die Unsicherheit, ob Fünf plus Zwei denn tatsächlich Sieben ergeben. Erlaubt sei auch die Frage, warum Kinder, die schon vier und mehr Jahre ganztägig in Kindertagesstätten gut aufgehoben waren und sich pudelwohl gefühlt haben, ganz plötzlich die Stunden in der Ganztagsschule nicht mehr überstehen können, ohne dass ihnen jemand in den Telefonhörer säuselt „Ich hab dich ganz doll lieb“. Wie beliebt sich Eltern beim Arbeitgeber machen mit solchen Aktionen, für die sie vielleicht ein wichtiges Meeting unterbrechen müssen, oder einen potentiellen Kunden in die Telefon-Warteschleife verbannen, steht auf eine ganz anderen Blatt.

Und dann ist da noch die ganz große Herausforderung des Schulwegs. Nur am Rande: Die Empfehlung, in den ersten Wochen in der neuen Schule den hoffnungsvollen Nachwuchs zu begleiten, wird eher selten von weiterführenden Schulen ausgesprochen. Wer alt genug ist, den Tornister gegen einen Rucksack einzutauschen, kann ihn also durchaus selber tragen.

Bei Regen mit Chauffeur

Und für die Erstklässler gilt: Sie haben in den ersten Schulwochen schon eine Menge gelernt. Auch, wo ihr Klassenzimmer ist, und wo sich dort der angestammte Platz befindet. Väter und / oder Mütter können sich also durchaus schon am Schultor verabschieden. Klappt bei denen, die die Schulweg-Begleitung als Chauffeur-Dienst verstehen, in der Regel auch ganz gut, denn Parkplätze sind vor der Klassentür bekanntlich nicht vorhanden. Vor dem Schulhof in der Regel auch nur in begrenzter Zahl. Das Bewusstsein dafür scheint allerdings in diametralem Verhältnis zur PS-Zahl der Familienkutsche zu stehen. Gerade bei Regenwetter kommt es immer wieder nicht nur zu unschönen Szenen, vorsicht-hubschraubersondern auch zu gefährlichen Momenten, denn ab einer Niederschlagsmenge von 0,1 Liter pro Quadratmeter muten viele Eltern ihren Kindern den Fußweg zur Schule nicht mehr zu. Dabei sind doch die schweineteuren Jacken mit einem aufgepinselten Tierpfoten-Abdruck angeblich extra dafür gemacht, dass sie vor Kälte und Nässe schützen. Ganz Mutige haben festgestellt, dass sogar ein bisschen Schnee ihnen nicht anhaben kann.

Ob es Nachwuchs-Förderung oder schlicht falsch verstandenes Lernverständnis ist, wenn Eltern die Hausaufgaben ihrer Kinder machen, weil Mutti in ihrer eigenen Schulzeit immer für ihre schönen Aufsätze gelobt wurde, will ich hier gar nicht weiter beleuchten. Beschreiben möchte ich auch nicht, was ich davon halte, wenn Eltern die Abiturienten zur Studienberatung begleiten. Nicht, weil ich dazu keine Meinung habe, sondern weil ich ein Mindestmaß an Höflichkeit einhalten möchte.

Ja ich weiß, dass für überbehütende Mütter und Väter der Ausdruck „Helikopter-Eltern“ erfunden wurde, weil sie ähnlich wie ein Hubschrauber ständig um ihre Kinder herumkreisen. Anscheinend hat sich aber bei diesen Eltern noch nicht herumgesprochen, dass der Aufenthalt in der Nähe eines Hubschraubers eine ziemlich gefährliche Sache ist, weswegen empfohlen wird, bei Annäherung den Kopf einzuziehen. Vor der Vorstellung, dass kommende Generationen nicht mehr mit geraden Schultern und erhobenem Kopf durch die Welt gehen, sondern in gebückter Haltung mit Blick auf die Fußspitzen, gruselt es mich.

Nachtrag: Zu unserer großen Begeisterung haben wir für unseren Blog jetzt eine eigene Illustratorin, die unsere Beiträge bei Bedarf verschönert. Wie es dazu kam, und was eine Zeitschrift und das Internet damit zu tun haben demnächst. Gleiche Welle, gleiche Stelle.
Aber jetzt schon mal: Vielen herzlichen Dank!!!

fl

Erstelle kostenlos eine Website oder ein Blog auf WordPress.com.

Nach oben ↑