Ja, ich habe einen grünen Daumen. Da dessen Erfolge sich aber überwiegend auf die erfolgreiche Zucht von Zwiebelgrün im Vorratskörbchen beschränkt, bin ich immer sehr dankbar über Geschenke von talentierten Gemüsegarten-Besitzer/innen. Und ich nehme auch gerne das, was nicht mehr unbedingt den kulinarischen Hochgenuss verspricht, weil es ein bisschen zu lange Zeit zum erfolgreichen Wachsen und Gedeihen hat. Nein, ein Rezept zur Verarbeitung von Salatpflanzen von einem Meter Höhe mit Blüte drauf habe ich auch nicht, aber ich bin dankbare Abnehmerin von Zucchini in Übergröße (eventuelle Bemerkungen à la „Klar, Übergröße passt ja auch zu dir“, möge sich die geneigte Leserschaft bitte verkneifen. Auch in Gedanken!).
Jedenfalls hat der netteste Büchereichef des Städtchens sich nicht lange gefragt, war er mit 52 Zentimeter Zucchini bei einem Schlachtgewicht von 1 361 Gramm anfangen soll, hat sie auch nicht zur Zucht von Bio-Kompost verwendet, sondern auf dem Fahrrad transportiert, um sie mir zu überlassen. Er kennt den Geschmack des von mir regelmäßig produzierten Zucchini-Relish, möglicherweise war diese Gabe nicht völlig uneigennützig.
Hier das Rezept:Auf den Einsatz der Küchenmaschine kann man getrost verzichten. Bis die aus der hintersten Schrankecke geklaubt, zusammengebaut, anschließend auseinandergebaut, gespült und wieder in den Tiefen des Schranks verstaut ist, ist man mit einem guten Gemüsehobel – also, einer der Sorte, die man niemals ohne Fingerschutz verwenden sollte – zweimal fertig. Aufgrund der mir eigenen Bequemlichkeit verzichte ich auch darauf, Senfmehl zu mörsern, ein guter Esslöffel Tubensenf tut e
s auch.
Außerdem setze ich das gesalzene Gemüsegemisch nicht am Vortag an, sondern lieber am frühen Vormittag, um es am späten Nachmittag oder abends weiter zu verarbeiten. Es ist nämlich wirklich nur etwas für ganz Hartgesottene, nach dem ersten Morgenkaffee eine Schüssel zu öffnen, in der geraspelte Zwiebeln bei sommerlichen Temperaturen stundenlang ihren Eigengeruch ausdünsten konnten. Übrigens: 52 Zentimeter und 1 361 Gramm Zucchini geraspelt ergeben genau 12 Tassen. Bei den Zwiebeln habe ich mich der vorhandenen Vorräte bedient, damit sie keine Gelegenheit hatten, durch lange Triebe meinen grünen Daumen unter Beweis stellen. Da kam ich auf knapp zwei Tassen, habe mich aber damit „getröstet“, dass sie ohnehin schärfer sind als Gemüsezwiebeln. Endergebnis: Acht Gläser unterschiedlicher Größe.
Das Relish passt hervorragend zu Grillfleisch, pimpt auch schon mal Gulasch oder Bratensauce auf, und ich mag es sehr gerne auf dem Käsebrot. Außerdem eignet es sich auch hervorragend zum Verschenken. Ungünstig nur, dass die in meinem Ein-Frau-Haushalt lange zusammengesammelten Schraubdeckelgläser selten zurück kommen. Also, wer mir demnächst eine Zucchini in XXL zukommen lassen möchte, bitte nur zusammen mit einem Satz Gläser. Ich revanchiere mich dann auch. Mit Zucchini-Relish.
fl