Na, könnt ihr das Wort noch hören, das mit „Imp“ anfängt und mit „fen“ endet und das sich mit jeder Nachrichtensendung, aber auch in fast jedem privaten Gespräch in eure Gehörgänge schraubt? Ja, es nervt, ständig vorgehalten zu kriegen, nur wenn genügend Menschen geimpft sind, wird die vierte Infektionswelle hoffentlich in Schach gehalten werden können. Aber dieser Nervfaktor kann ganz schnell ausgeschaltet werden, wenn eben möglichst viele Menschen der Aufforderung ganz schnell nachkommen.
Und das am liebsten freiwillig, aber auch ohne irgendwelche „Geschenke“, sondern aus Solidarität mit den unzähligen Gastronomen, Händler/innen, Kulturschaffende und anderen Solo-Selbständigen die ein erneuter, sogenannter Lockdown endgültig in die Pleite treiben wird. Und auch aus Verantwortung gegenüber Kindern und Jugendlichen, die nicht schon wieder alleine Zuhause in einem uneffektiven Distanzunterricht hocken sollten, und aus Verständnis für die Eltern, die auf dem Zahnfleisch gehen, weil sie mit den Aufgaben als Hilfslehrer/innen, Tröster/innen und Alleinunterhalter/innen mit jeder neuen Woche geschlossener Schulen und Kitas erneut überfordert wären. Aber vor allem auch aus Rücksicht auf die, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können und für die jede Virus-Infektion eine Gefahr bedeutet.
Nein, ich bin keine Befürworterin einer allgemeinen Impfpflicht, sondern möchte auf Selbstverantwortung setzen, auch wenn die damals schon nicht geholfen hat bei Shoppingtouren und Urlaubsreisen in Länder ohne Maskenpflicht, bei Nichteinhaltung von Quarantäne („Weiß doch keiner.“) oder jüngst bei der Veranstaltung von Fußballturnieren. (Ich bin und bleibe eben Optimistin, auch wenn manchmal schwer fällt.)
Aber wie sieht es bei Mitarbeiter/innen von Krankenhäuser und Pflegepersonal aus, bei Lehrer/innen und Erzieher/innen? Shopping-Touren, Urlaubsreisen, Partys und Sport-Events kann mensch meiden um einer Corona-Infektion möglichst aus dem Weg zu gehen. Aber niemand kann sich aussuchen, ob sie/er von geimpften oder ungeimpften Ärzt/innen im Krankenhaus behandelt werden möchte, ob nur geimpftes Personal das Krankenzimmer betreten darf. Und auch Schüler/innen und deren Eltern können nicht entscheiden, geimpfte oder ungeimpfte Lehrer/innen in der Klasse stehen. Wessen Recht auf freie Entscheidung wiegt schwerer? Das der Menschen, die ihren Anspruch auf körperliche Unversehrtheit gewahrt wissen möchten, oder das von den Menschen, die auf Selbstbestimmung verweisen und sich nicht impfen lassen wollen?
Und welche Gründe für eine Impfverweigerung können/sollen/dürfen/müssen akzeptiert werden? Die des Aluhut-Trägers, der sicher ist, dass ihm kein Impfstoff, sondern ein Chip injiziert wird, der irgendwas Schlimmes im Körper anrichtet, das nur dazu dient, dass irgendeine „Elite“ die Welt beherrschen kann? Die der jungen Frau, die ihren Kinderwunsch in ein paar Jahren verwirklichen möchte und deren Zweifel an der Unbedenklichkeit der Covid-Impfung nicht durch langjährige Erfahrungswerte besänftigt werden können? Die der Mutter, die ihrem impfwilligen 14Jährigen die Unterschrift verweigert, weil ihre selbsternannte „Heilerin“ (im früheren Beruf Bauzeichnerin), ihr rät abzuwarten, bis bestimmt ganz bald jemand nachgewiesen hat, dass Bleichmittel eine adäquate Alternative zum Impfstoff ist? Oder die des Nachbarn, dessen Körper jedes Mal begeistert „Hier!“ schreit, wenn irgendein potentielles Allergen in weiter Ferne auftaucht?
Solche und viele andere Aspekte werden in den unterschiedlichsten Zusammenhängen be- und angesprochen und viele Menschen versuchen die Antworten auf ihre Fragen bei Professor Google , auf der Facebook-Akademie oder in einem Telegram-Symposium zu finden. Das zusammen mit den ständigen Impfaufrufen Und Debatten in den Medien führt dazu, dass das I-Wort „Impfung“ irgendwann das Zeug zum Unwort des Jahres haben dürfte.
Dabei ist es so einfach das zu verhindern, wenn jede/r sich an der richtigen Stelle informiert. Und die ist und bleibt für mich die Praxis der Hausärztin oder des Hausarztes des Vertrauens mit seriöser, medizinischer Fachkompetenz und dem notwenigen Wissen über Körper und Gesundheit der oft langjährigen Patient/innen. Die meisten Menschen vertrauen „ihren“ Ärzt/innen, wenn sie ihnen Medikamente verschreiben, besorgen sich die in der Apotheke und nehmen sie nach Anweisung ein. Oft über Jahre hinweg. Warum dann nicht auch einer personalisierten, professionellen Impfempfehlung trauen?
Der Wunsch, dass dieser vermaledeite Corona-Spuk so bald wie möglich seinen Schrecken verliert, erfüllt sich nicht von allein. Da muss schon eine solidarischen Gesellschaft was für tun.
fl
