
In der kommenden Woche können wir wieder alle im Modehaus Sale auf Schnäppchenjagd gehen, und dabei empfiehlt es sich durchaus, ein Wörterbuch in der Tasche zu haben. OK, dass sich die Bezeichnung Jeans gegenüber der Nietenhose durchgesetzt hat, darüber macht sich heute noch kaum jemand Gedanken, außer denen vielleicht, die in ihrer Kindheit noch Nietenhosen getragen haben. Leicht verschämte Anmerkung am Rande: Ich gehöre dazu, möchte aber zu bedenken geben, dass das vielleicht weniger meinem Alter, als vielmehr der ländlichen Abgeschiedenheit meiner sauerländischen Heimat zuzuschreiben sein mag. Amüsiert habe ich mich damals, wenn Tante Mariechen (ich hatte tatsächlich eine) von den „neumodischen Je-ans“ sprach. Aber sie redete auch von den Be-atles mit den fürchterlichen, langen Haaren und von Schals Degauhle.
Aber zurück zur Gegenwart und den merkwürdigen Allüren der Modewelt. Warum bitte heißt die gute alte Strickjacke, heute Cardigan? Und warum soll das besonders modern sein, wenn die Bezeichnung laut Wikipedia auf einen Mann zurückzuführen ist, der von 1797 bis1868 gelebt hat? „James Thomas Brudenell, 7. Earl of Cardigan […] war ein britischer General im Krimkrieg. Die Kälteprobleme seiner Truppen führten offenbar zu zahlreichen Innovationen in der britischen Strickwarenindustrie.“
Oder die Cargo-Hose. Zugegeben, wenn ich sie trage, kann man durchaus mutmaßen, dass der Begriff Frachtgut etwas damit zu tun haben könnte, aber die gibt es ja schließlich auch in Größe 34. Und wo ist der gute alte Turnschuh hin, wenn es heute nur noch Sneakers zu kaufen gibt? Darüber nachzudenken hat mir übrigens gerade den Ohrwurm „Schmidtchen Schleicher mit den eeelastischen Beinen…“ beschert. Ihr merkt also, für diesen Blogbeitrag nehme ich einiges auf mich.
Sehr schön auch die Bezeichnung Klatsch, äh Clutch, für ein ausgesprochen unpraktisches Unterarmtäschchen, das allein aufgrund seiner Größe eine eher fragwürdige Angelegenheit ist. Es ist nämlich meist viel zu klein, um mehr als ein Taschentuch transportieren zu können, vor allem aber zu klein um zum Teil horrende Preise zu rechtfertigen. Außerdem ist eine Clutch furchtbar unpraktisch, weil sie entweder unterm Arm wegrutscht, oder in irgendeiner Ecke vergessen wird.
Wer mal durch die einschlägigen Modezeitschriften blättert, beim Frisör oder im Wartezimmer des Zahnarztes, wird geradezu erschlagen von „Must haves“, die das „Outfit“ “ aufpeppen“ und „hacks“ für den „casual style“.
Mein persönlicher Favorit übrigens ist die „skinny jeans“, nachdem eine Freundin mir erzählte, sie in der entsprechenden Spezialabteilung in Konfektionsgröße 54 gesichtet zu haben, direkt gegenüber der „shapewear“ für Größe 34 und 36.
P.S.: Bitte nicht wundern, dass ich mich über Anglizismen auslasse und mir gleichzeitig den Nickname(!) „knitter“ verpasst habe. Aber Strickerin hört sich so altmodisch an ;-).
fl