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Portion Senf dazu?

Die Bücherei St. Lamberti bloggt

Monat

Dezember 2019

Weihnachten für’n Ar***

Als der damalige Ehemann in spe vor Jahrzehnten am Tag vor Heiligabend von der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk für mich nach Hause kam und enttäuscht verkündete „Das Bügelbrett, das ich dir schenken wollte, gabs nicht mehr“ hätte mir das ebenso eine Warnung sein sollen, wie das Folienschweißgerät, das dann letztendlich unterm Weihnachtsbaum lag. Es war der erste und letzte Mal in meinem Leben, dass jemand es gewagt hat, mir zu Weihnachten ein Haushaltsgerät zu schenken.

Der Ehemann ist zum Glück schon längst Geschichte, mein Unverständnis über so manches (Vor-)Weihnachtliche Gebaren ist geblieben und hat sich im Laufe der Jahre noch gesteigert. Laut einer repräsentativen Umfrage unter über Zwölfjährigen im Oktober dieses Jahres, planen die Deutschen in diesem Jahr 475 Euro für Weihnachten auszugeben. Vier-hun-dert-fünf-und-sieb-zig (diese merkwürdige Schreibweise ist der Schnappatmung geschuldet, die mich bei dieser Nachricht überkam) pro Kopf. Der deutsche Handel verkündete etwa zur selben Zeit, dass er auf einen weihnachtlichen Umsatz von über einer Milliarde hofft. Wer sagt jetzt den Unkenrufern, die seit ein paar Jahren den Niedergang von Staat und Gesellschaft versuchen herbei zu reden,  dass es uns viel zu gut geht, wenn solche Wahnsinnssummen ausgegeben werden für Dinge, von denen ich zu Recht annehme, dass sie nicht lebensnotwendig sind, sondern irgendwo zwischen Luxus und Schnickschnack rangieren.

Mein Kinder sind ja bekanntlich längst aus dem Wunschzettel-Alter, in dem sie noch an Nikolaus und Christkind glaubten, raus und wir haben seit einigen Jahren jeder festtäglichen Geschenkezwang abgeschafft. Unsere Weihnachtsfeste sind seitdem garantiert nicht weniger stimmungsvoll.

Wenn ich so sehe, was die Werbung uns in diesen Wochen versucht als Geschenkideen anzudrehen, wundert mich ohnehin, dass die jährliche Kriminalstatistik nicht um die Kategorie „Festtags-Gewalt“ erweitert wird. Hatte das Folienschweißgerät vor Jahrzehnten schon für eine bedenkliche Schieflage des Haussegens gesorgt, versagt meine Phantasie bei der Vorstellung, wie ich auf eine Geschenkidee reagiert hätte, die mir mein Handy (ohne Adblocker) kürzlich vorschlug. Als „Kleine, aber feine Weihnachtsüberraschung“ wurde mir da ein praktischer Käsehalter angepriesen. Dabei handelt es sich um zwei Plastikplatten mit Dornen, die man in ein Stück Käse stecken kann, um ihn beim Schneiden festzuhalten. Ja, wie wärs denn mal mit Wasser, Seife und einem Handtuch, bevor man den Käse aus der Packung holt? Und auch wenn der Käse für Stinkefinger sorgen sollte (in meiner Vorstellung tun das eher die Plastikteile) hat sich die seit langem praktizierte, gar nicht weihnachtliche Tradition des Händewaschens bewährt.

Getoppt wurde das von einem anderen Angebot, das ebenfalls ernsthaft als weihnachtliche Gabe für unterm Baum angepriesen ist, und eigentlich was für’n Arsch ist. Es handelt sich hierbei um einen Halter mit eingebautem Wassertank, der jedes haushaltsübliche Klopapier mit Wasser befeuchtet und als umweltfreundliche Alternative zu feuchtem Toilettenpapier beworben wird. Besonders erwähnt wird , dass auch „echte Kerle“ es verwenden können. Ich gehe mal positiv davon aus, dass auch echte Kerle ebenso wie ihre „Ladys“ mit Wasser und Seife umgehen können. Und wenn ich sehe, dass dieses Blechteil extra zu Weihnachten auf knapp 60 Euronen reduziert ist, bekomme ich so langsam eine Ahnung, wie man es schaffen kann, mehrere hundert Euro für Weihnachtsgeschenke auszugeben. Das Patenrezept heißt: Viel ebenso sinnloses wie unnützes Zeug kaufen. Und wenn die Geschenke-Werbung erfolglos war, dann bleiben ja noch die kunterbunten, hektisch blinkenden Weihnachtsbeleuchtungen, die in manchen Straßen dafür sorgen, dass PKW mit auswärtigen Kennzeichen umherirren, in denen einzelne Männer mit zunehmend enttäuschtem Gesichtsausdruck sitzen.

In diesem Sinne euch allen schöne Weihnachten jenseits von jedem Geschenkewahn und Konsumblödsinn, dafür mit schönen, geselligen, fröhlichen und harmonischen Stunden vorzugsweise im Kreis lieber Menschen.

fl

Kartoffelsalat-Challenge und eine Portion Senf dazu

Gänsebraten, Filet, Kalbsragout – zum Feste nur das Beste. Entsprechend überschlagen sich die Lebensmittelketten mit Werbung für Spezialitäten und besonders teure Lebensmittel, als hätte noch niemand den Begriff Kalorien erfunden. Und obwohl es ein Riesenangebot von Gänsebraten über Kalbsragout bis Filetstreifen fürs Fondue gibt, hat sich in vielen Familien die Tradition gehalten, an Heiligabend so etwas ganz Profanes, wie Würstchen mit Kartoffelsalat auf den Tisch zu bringen. 

Woher diese Tradition stammt, ist im Gegensatz zu anderen, noch viel unwichtigeren Dingen nicht aufwändig erforscht, man geht aber davon aus, dass sie aus Zeiten stammt, in denen Heiligabend ein ganz normaler Arbeitstag war, an dem bis zum Abend die Bude noch auf Weihnachtsglanz  gebracht werden musste. Die Hausfrauen  hatten wahrscheinlich schlicht keinen Bock drei Tage hintereinander sehr aufwändig, zeit- und arbeitsintensiv zu kochen, während der Anteil der Herren des Hauses, darin bestand, sich an den gedeckten Tisch zu setzen. Möglich, dass die Tatsache, dass sich heute mehr Männer als früher an den Weihnachtsvorbereitungen beteiligen (müssen), dazu beiträgt, dass sich Würstchen mit Kartoffelsalat an Heiligabend auch heute noch großer Beliebtheit erfreuen.

Während sich um die Würstchen Industrie und Handel kümmern (ich warte noch auf die Dosen mit aufgedruckten Weihnachtsmännern und Tannengrün und entsprechendem Preisaufschlag), ist die Zubereitung des Kartoffelsalats dagegen eine ganz wichtige Angelegenheit, ja oft schon Glaubenssache. Denn welches Rezept ist das Beste? Das von Mutter, Schwiegermutter, Oma oder Tante? Kartoffelsalat warm oder kalt, mit Mayonnaise oder Essig und Öl? Bekanntlich sind Familienstreitigkeiten zu den Festtagen besonders häufig. Nicht auszuschließen, dass Kartoffelsalat dabei eine nicht unwesentliche Rolle spielt.

Wann immer in gemütlicher Runde das Thema Kartoffelsalat aufkommt, sind alle Beteiligten sich einig: Mein Rezept (von Oma, Mutter, Tante) ist das Beste! Genau diese Diskussion kam vor einiger Zeit beim monatlichen Ochtruper Spieletreffen auf, und der meist geäußerte Satz war „Hört sich gut an, aber meiner schmeckt besser.“ Den Wahrheitsgehalt dieser Aussage werden wir jetzt beim letzten Spieletreffen (herzlich willkommen am Samstag, 14.12. ab 16 Uhr in der Begegnungsstätte der Villa Winkel im Ochtruper Stadtpark) des Jahres überprüfen, denn es gibt eine Kartoffelsalat-Challenge. Wer sich daran beteiligen möchte, bringt eine mittlere Schüssel Kartoffelsalat mit, natürlich nach dem vermeintlich besten Rezept, das es überhaupt gibt. Die Schüssel sollte groß genug sein, dass alle Besucher/innen probieren können, aber nicht so groß, dass mit einer einzigen Sorte Kartoffelsalat alle Besucher/innen satt werden. Egal, welche Zutaten, alle Salate werden probiert und beurteilt (sollten Erbsen drin sein, steht mein Urteil schon im Voraus fest: Kann man machen, sollte man aber nicht). Für die dazugehörigen Würstchen sorgen die Veranstalter, selbstverständlich gibt es auch die nötige Portion Senf dazu.

P.S.: Wer nicht an der Kartoffelsalat-Challenge teilnehmen kann, darf gerne ihr/sein Rezept für den besten Kartoffelsalat der Welt in den Kommentaren veröffentlichen. Vielleicht ergibt sich daraus noch die eine oder andere weihnachtliche Kartoffelsalat-Challenge im privaten Kreis.

fl

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