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Portion Senf dazu?

Die Bücherei St. Lamberti bloggt

Monat

Mai 2021

Haus, Auto, Boot, Impfstoff

Zwei ehemalige Schulkameraden sehen sich nach Jahren unverhofft in einem Nobelrestaurant wieder. Großes Trara  und auf die Frage „Wie geht’s dir?“ kein Moment des Zögerns, ob erst die Kinder oder erst die Gattin belobhudelt werden sollen. Stattdessen, werden mit passender akustischer Untermalung nacheinander Fotos auf den Tisch geknallt „Mein Haus, mein Auto, mein Boot“, um mit Erfolg und Reichtum zu protzen. Diese legendäre TV-Werbung aus den 90er Jahren ist heute, anders als der geniale Spot „Wenn ich mal groß bin, will ich auch Spießer werden“, ein wenig aus der Zeit gefallen. Im Jahre 2021, wird nämlich nach meiner Befürchtung demnächst beim Stammtisch neben den Aufnahmen vom schlimmstenfalls(?) Reihenhäuschen, Mini-SUV und Schlauchboot, bestenfalls(?) Villa mit Pool, Ferrari und Motorjacht noch mit nicht weniger Stolz der Impfpass als Statussymbol daneben gelegt. Vorausgesetzt, der passende Impfstoff ist darin vermerkt. Am besten der aus guter deutscher Laborarbeit und nicht der, dem Dank emsiger medialer und politischer Verunsicherung der Hauch des Ladenhüters anhaftet.

Liebe Reporter/innen, Journalist/innen und Redakteur/innen, ja in Zeiten, in denen das öffentliche und kulturelle Leben eingeschränkt ist, ist es schwierig Zeitungen so zu füllen, dass nicht irgendwo der weiße Kasten mit dem Hinweis „Platz für Notizen“ auftaucht. Aber der in Saure-Gurken-Zeiten gerne umgesetzte Anspruch „aus einem Furz einen Donnerschlag“ machen zu können, sollte gerade dann, wenn wissenschaftliche Expertise gefragter ist als Sensationslust, nur mit größter Sorgfalt angewendet werden.

Tauschen sich Diabetiker/innen regelmäßig darüber aus, welche Insulin-Marke sie spritzen? Oder begrüßen sich junge Frauen mit, „Du, ich nehm jetzt die Pille von xyz“? Was kommt als Nächstes? Ein Wettbewerb in Sachen Saugfähigkeit von Inkontinenz- und/oder Menstruations-Produkten beim Brunch im Familienkreis?

Ich kann es sehr gut verstehen, dass jemand ihre/seine Mitmenschen gerne an der Freude teilhaben lässt, endlich den ersehnten Impftermin bekommen zu haben (ich habe auch direkt meine Kinder benachrichtigt). Aber spielt es eine Rolle, welches Präparat dabei zum Einsatz kommt?

Millionen Menschen lassen sich jedes Jahr gegen Grippe impfen. Diejenigen darunter, die ich kenne, haben mir noch nie erzählt, mit welchem Präparat, und welche Untersuchungsergebnisse und Informationen sie vor dem Impftermin ergoogelt haben.

Und wer nach Afrika oder Asien reist, lässt vorher freiwillig zwischen einem halben und einem Dutzend Impfungen über sich ergehen, übrigens ganz ohne von Impflicht zu faseln oder unerträgliche historische Vergleiche mit selbst gebastelten „Abzeichen“ zu ziehen. Ich wage es, finanziell schmerzhafte Wetten anzubieten, dass nur ein Bruchteil der Reisenden den Hauch einer Ahnung hat, auf welcher Wirkungsweise die Impfstoffe basieren, oder von wem und wo sie hergestellt wurden. Nichts, dasss es darüber keine Infoormationen gäbe, es interessiert nur so gut wie niemanden.

Glauben diejenigen, die nicht selten mit einem gewissen Anflug von so etwas wie Stolz mitteilen, dass ihnen der Corona-Impfstoff einer bestimmten Hersteller-Firma gespritzt wurde, tatsächlich Qualitätsunterschiede beurteilen zu können? Auf welcher Basis denn bitte? Persönliche Vergleichsmöglichkeiten zu anderen Präparaten und deren Langzweitwirkungen sind da eher ausgeschlossen. Und dass sich Laien durch mehrere wissenschaftliche Untersuchungen diverser Impfstoffe wühlen und dabei in regelmäßigen, je nach Vorbildung kürzeren oder längeren Zeitabständen mit Fachbegriffen konfrontiert werden, die sie erst mal nachschlagen müssen, übersteigt mein Vorstellungsvermögen.

Stiftung Warentest eignet sich in diesem Fall auch nicht wirklich als Informationsquelle. Der nicht selten überheblich anmutende Stolz auf Forschungsergebnisse „Made in Germany“ einiger Presseorgane aber erst recht nicht.

Ja, ich persönlich finde es gut und richtig, wenn sich möglichst viele Menschen gegen Corona impfen lassen. Und ich finde es erst recht gut und richtig, sich vorher zu informieren und bei eventuellen Unsicherheiten Antworten auf die jeweiligen Fragen zu suchen, um sich für oder gegen ein bestimmtes Präparat zu entscheiden. Aber bitte bei denen, die diese Fragen am besten beantworten können, nämlich den Hausärzt/innen des Vertrauens. Die können dann auch erklären, was es mit dem Begriff „Impfstatus“ auf sich hat, und warum der mal so gar nichts mit „mein Haus, mein Auto, mein Boot, mein Impfstoff“ zu tun hat.

fl

Mr. Right für den Kopf

Ob wohlriechend oder ein bisschen muffig, klassisch gerundet oder kantig, liegend oder hängend, farblos oder eher braun-beige, überraschend oder nur Schaumschlägerei, mit saurem oder kaltem Finish, so richtig zufrieden bin ich bisher mit keinem Exemplar. Ich werde sie also fortsetzen müssen, meine ganz persönliche Suche nach einem festen Shampoo oder nach Haarseife, die sich für mich schwieriger gestaltet, als für manch andere Leute die Suche nach der/dem (vermeintlich) passenden Partner/in.

An anderer Stelle schrieb ich ja schon mal, dass ich ganz sicher nicht zur bevorzugten Zielgruppe der nationalen und internationalen Kosmetik-Industrie gehöre. Das liegt nicht nur daran, dass der Besuch im Baumarkt Erfolg versprechender sein dürfte, falls ich mal meine Falten unsichtbar werden lassen wollte. Nein, auch an meinem Realitätssinn für die Versprechen der Wirksamkeit von Cremes, die mich schlagartig um Jahre verjüngen lassen, während die Fotoshop-Arbeiten an den Werbegesichtern auf den ersten Blick zu erkennen sind. Außerdem sind durch bestimmte Präparate verursachte Pickel nicht zwangsläufig ein Beweis für jugendliches Aussehen. Also sind für meine ganz normale Gesichtscreme unbedenkliche Inhaltsstoffe, bevorzugt in Bio-Qualität, ein gutes Hautgefühl und ein Preis, der im Verhältnis zum Inhalt nicht in Karat bemessen wird, kaufentscheidend.

Ähnlich sieht es bei der Haarpflege aus, wobei es in diesem Bereich geradezu eine Frechheit ist, was da in der Vergangenheit schon mal beigemixt wurde, um einen großen Anteil Wasser mit einem kleinen Anteil an Pflege-und Wirkstoffen zum Schäumen zu bringen im Kampf gegen fettiges Haar, trockenes Haar, schuppige Kopfhaut, juckende Kopfhaut und was mensch sonst so alles nicht braucht. Ja, in meinen jungen Jahren, als eine bestimmte Marke noch „Schönheit direkt ins Haus“ brachte, prangte auf deren Shampooflaschen tatsächlich zu Werbezwecken gut sichtbar der Hinweis „Jetzt mit Formaldehyd“ (wer weiß, wann dieser Stoff als krebserregend eingestuft wurde, hat eine ungefähre Vorstellung, wie lange es her ist, dass meine Aussehen tatsächlich mal das Attribut „jugendliche Frische“ verdient hat).

Mindestens so fragwürdig finde ich es ja, wenn Shampoo-Hersteller jetzt damit werben, dass ihre Produkte „frei von Silikonen“ sind, zeigen sie doch deutlich, dass der Kunststoff mit dem sie viele Jahre lang eine Menge Geld verdient haben, völlig überflüssig ist, zumal er weder Kopfhaut, Haar und vor allem auf Dauer der Umwelt Gutes tut.

Genauso ist es mit dem plötzlich immer größer werdenden Angebot von Haarseifen und festen Shampoos. Sie signalisieren doch nichts anderes, als dass die Industrie jahrelang mit Produkten überwiegend aus Wasser in umweltschädlichen Plastikflaschen richtig Kohle gemacht hat, während die Haarpflege auch ohne auskommen kann. Finde ich richtig, richtig gut, dass ich Plastikmüll vermeiden und auf überflüssige Inhaltsstoffe verzichten kann, aber ich habe leider ein Problem damit.

Während ich im Laufe des Lebens irgendwann mal ein oder zwei Shampoo-Sorten als gut für mich befunden habe und beim Nachkauf der treffsichere Griff ins Regal mich wissen ließ, welche Reinigungs- und Pflege-Wirkung ich erwarten durfte, fange ich bei der trockenen Variante im Pappkarton oder mit Papierbanderole ganz von Vorne an.

Meine ersten Versuche startete ich vor einigen Jahren, als die Kosmetikindustrie immer noch auf Wasser in Plastik setzte, mit Aleppo-Haarseife. Wie später bei vielen Nachfolgeprodukten war ich, nachdem meine Haare sich dran gewöhnt hatten, eine Zeitlang ausgesprochen zufrieden, bis mal meine Haare mit strohiger  Trockenheit oder beleidigten Strähnen reagierte.

Den Geruch zum Hauptkriterium für die Kaufentscheidung zu machen, weil mir der Deoduft der Firma so gut gefällt, erwies sich als phänomenale Pleite. Obwohl ich befürchten musste, Ärger mit den Nachbar/innen zu kriegen, weil ich gefühlt den gesamten Warmwasservorrat mehrere Haushalte fürs Ausspülen ver(sch)wendet hatte, sahen meine Haare zwei Stunden später aus, als hätte ich mir eine  Honig-Senf-Salat-Sauce mit einer zusätzlichen Portion Olivenöl extra vergine übers Haupt geschüttet. Der Effekt war erst drei Haarwäschen später vollständig verschwunden.

Aktuell wechsle ich zwischen festem Bio-Haarshampoo der Hausmarke vom örtlichen Drogerie-Markt, einem festen Sonderangebot einer bekannten Shampoomarke und zwischendurch mal Flüssig-Shampoo aus der Plastik-Pulle. Mein Sortiment an quadratischen, ovalen und runden Fehlkäufen ist inzwischen beträchtlich, eignet sich aber für Abwechslung beim Einseifen unter der Dusche. Eine überdurchschnittlich große Hautoberfläche ist da ausnahmsweise mal vorteilhaft, um die ungewollten Vorräte zeitnah abbauen zu können. Auch deshalb greife ich weiterhin immer wieder zu neuen, mir noch unbekannten festen Produkten in der Hoffnung, irgendwann mal den Volltreffer schlechthin zu landen. Ich weiß auch schon, wie ich das gute Shampoo-/Seifen-Stück dann nennen werde: Mr. Right.

fl

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