Letzte Instanz ist unser Chef, der dann gerne verkündet „Hat den Geruchs- und Geschmackstest nicht bestanden.“ Örgs. Das ist dann der Moment, in dem ich meinem Kopfkino sehr streng verbiete, anzuspringen (wenn ich nicht gerade ein Bildchen zusammenklöppel, um diesen Blog zu illustrieren).
Tatsächlich, sind wir großzügiger, wenn wir beschließen, Bücher „rauszuschmeißen“, der visuelle Eindruck reicht. Kriterien sind dann unter anderem:
- Der Einband des Taschenbuches rollt sich ein, wie die Blätter meiner Lieblings-Topf-Pflanze. (Anmerkung am Rande: Sie aus einem Avocado-Kern zu ziehen ist deutlich einfacher, als sie ab einer bestimmten Größe am Leben zu erhalten).
- Das Papp-Bilderbuch hat deutliche Bisspuren unterschiedlicher Zahndichte.
- Buchseiten sind felsenfest zusammengeklebt, ohne dass Spuren von Sekundenkleber sichtbar sind.
- Textteile sind unleserlich durch nahezu blickdichte und großflächige Flecken, und man hofft inständig, dass es Kakao war.
- Einem Buch ist seine Beliebtheit anzusehen durch abgestoßene Ecken, blass gewordene Cover und vor allem eine Vielzahl von abgeknickten Seitenecken, obwohl wir doch immer wieder Lesezeichen verschenken.
- Manche Medien haben es auch einfach durch ihr sichtbares Alter und dem gleichzeitigen Verlust von Leser-Interesse verdient, in die ewigen bibliothekarischen Jagdgründe einzugehen.
Ganz anders bei Spielen. Da warten wir nicht, bis die einzelnen Figuren und Bestandteile einen Bestand erreicht haben, der es unmöglich macht, dieses Spiel zu spielen. Monopoly ohne die Parkstraße macht ja nun wirklich keinen Spaß. Also zählen wir nach jeder Ausleihe den Inhalt fleißig nach. Und dabei kommt dann tatsächlich der Geruchssinn ins Spiel. Wenn einem beim Öffnen des Kartons ein Geruch entgegenweht, der an eine Mischung aus feuchtem Keller, nassen Hundehaaren und überquellenden Aschenbecher erinnert, dann ist es höchste Zeit, leise „Time to say goodbye“ zu summen.
Auf jede Art von Geschmackstest verzichten ausnahmslos alle Mitarbeiter/innen. Ganz freiwillig. Falls er aber jemals für notwendig befunden werden sollte, überlassen wir das dann gerne unserem Chef.
fl
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