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Portion Senf dazu?

Die Bücherei St. Lamberti bloggt

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Stricken

Der Wert der Masche

Socken stricken – eine ganz besondere Disziplin für all diejenigen, deren Hobby mit längeren Nadeln und Wolle zu tun hat. Ich habe mich viele Jahre dagegen gewehrt, weil ich nicht gerne nach Anleitung stricke, was aber in der Anfänger/innenphase bei der Sockenferse nun mal so gar nicht funktioniert. Außerdem war meine Mutter eine begeisterte Sockenstrickerin, die zu Lebzeiten die gesamte Familie hinreichend versorgte.

Nicht nur ihre Lebenszeit war begrenzt, sondern auch Socken haben bekanntlich kein ewiges Leben. Und nur diejenigen, die die Waschmaschine vermeintlich gefressen hat, können manchmal eine Wiederauferstehung für sich in Anspruch nehmen. Irgendwann ist aber der Moment erreicht, an dem die Löcher unter der Hacke nicht mehr gestopft werden können. Was also tun, wenn mensch sich an den Luxus der Selbsgestrickten so gewöhnt hat, dass die preisgünstigen Zehnerpacks aus dem Sonderangebot keine akzeptable Alternative darstellen?

Meine (seltenen) Stricksocken fange ich an der Spitze an

Als ich dann die fersenlosen Spiralsocken entdeckte, die auch unter der weniger attraktiven Bezeichnung „Regenwurmsocken“ im Netz zu finden sind, konnten meine Füße das gewohnte Gefühl von Wolle in rechten und linken Maschen genießen. Und mit der so genannten Bumerangferse, die ganz ohne Käppchen und Zwickel auskommt, war ich bald darauf sogar in der Lage etwas zu stricken, das nicht nur wie Socken getragen wird, sondern auch so aussieht.

Meine persönliche Achillesferse war dann leider auch recht schnell ausgemacht, ich finde Sockenstricken sehr, sehr langweilig. Vor allem, wenn Größen im oberen 40er Bereich gefordert sind, wie bei meinen Söhnen. Randbemerkung: Pullover in XXL mit Nadelstärke 4 habe ich regelmäßig auf der Nadel  – vielleicht fühlen sich Expert/innen in angewandter Küchentisch-Psychologie gerade herausgefordert :-).

Gut, dass es da (hoffentlich bald mal wieder) Basare und andere Gelegenheiten gibt, bei denen begeisterte Socken-Stricker/innen ihr Können in den Dienst einer guten Sache stellen. Eine gute Quelle für mich ist da der hiesige Eine-Welt-Laden, nicht nur weil keine 100 Meter von meiner Wohnung entfernt, sondern vor allem mit einer (außer in den ersten Wochen nach Weihnachten) beeindruckenden Auswahl in allen Größen und Farben und oft mit tollen Mustern ausgestattet.

Klar können die Preise dort mit dem schon erwähnten Zehnerpack nicht mithalten, aber ich finde sie ausgesprochen moderat. Allein schon, weil gute Wolle ihren Preis hat, aber besonders, weil in einem Paar Socken jede Menge Arbeit steckt. Entsprechend habe ich wenig Verständnis, wenn die ehrenamtlich Engagierten dort sich immer wieder anhören müssen, dass ihre Socken doch ganz schön teuer wären. Nein, sind sie nicht! Ganz bestimmt nicht!

Die Arbeitszeiten bei Handarbeiten sind kaum zu berechnen, denn die einen stricken schneller, die anderen häkeln langsamer und wieder andere, so wie ich, müssen beim Nähen regelmäßíg mal etwas auftrennen. Geübte Stricker/innen ohne Ambitionen auf Rekorde schaffen ein paar Socken an drei Abenden. Gehen wir mal davon aus, dass sie jeweils etwa vier Stunden pro Abend mit den Socken beschäftigt sind, kommt jetzt der Gedanke auf, welcher Stundenlohn wohl angemessen sein könnte. Der aktuelle Mindestlohn liegt bei 9.50, in die Rolle von Arbeitgebern geschlüpft, gibt es da natürlich Abzüge. Schließlich wird Socken-Arbeitszeit ganz gemütlich auf dem heimischen Sofa verbracht, wo keine Anforderungen an ein Business-Outfit gestellt werden, und es bedarf keines Gesellenbriefs nach dreijähriger dualer Ausbildung oder sogar eines Hochschul-Studiums, um Wollfäden durch Schlaufen zu ziehen. Eine fiktive Stricker/innen-Gewerkschaft müsste jetzt dagegen halten, dass die (Ab-)Nutzung der privaten Couch ebenso in Rechnung zu stellen ist, wie eventuelle Nachtzuschläge ab 22 Uhr. Bevor ich jetzt noch von Streiks und Aussperrungen phantasiere, lege ich einfach mal eine Bezahlung von sieben Euro pro Stunde fest mit dem Bewusstsein, dass gute Handarbeit viel mehr wert ist. Kurz und knackig: Ein paar handgestrickte Socken in durchschnittlicher Größe müsste nach dieser Rechnung für 84 Euro plus Materialkosten verkauft werden.

Klar kann man diese Überlegungen durchaus als Milchmädchen-Rechnung kritisieren, da neben der Strick-Geschwindigkeit auch Routine bei Ferse und Spitze, vor allem aber Muster eine wichtige Rolle dabei spielen, wie schnell Socke und Söckin fertig werden. Eine feste Größe ist allerdings die Maschenzahl, die unabhängig von Fertigkeit und Übung nur davon abhängig ist, ob das fertig Gestrickte Baby-Füßchen wärmen oder Handwerker-Füße vor  übermäßigem Schweißgeruch bewahren soll.

Wie ich ja schon erwähnte, gehört, anders als Maschen zu stricken, Maschen zu zählen wahrlich nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, weshalb ich einem mir unbekannten Menschen sehr dankbar bin, dass er vor Jahren mal ausgerechnet hat, aus wie vielen Maschen eine Socke besteht, und das auch noch in einem Forum veröffentlicht hat. Das sieht dann zum Beispiel so aus:

82 + ( 2 * 82) + 80 + (2 * 80) + 78 + (2 * 78) + 76 + (2 * 76) + 74 + (2 * 74) + 72 + (2 * 72) + 70 + (2 * 70) + 68 + (2 * 68) + 66 + (2 * 66) + 64 =
3 * (82 + 80 + 78 + 76 + 74 + 72 + 70 + 68 + 66) + 64 =
3 * (4 * 148 + 74) + 64 =
3 * (592 + 74) + 64 =
2062

Hierbei sind lediglich die Abnahmerunden des Fersenzwickels berechnet. Insgesamt hat die Socken-Mathematik das sagenhafte Endergebnis von vierzehntausendfünfhundertsechsundzwanzig Maschen – pro Socke wohlgemerkt.

Wer jetzt noch meint, für einen guten Zweck von Hand gefertigte Socken, seien mit gerade mal um die 15 Euro zu teuer, darf gerne mal überlegen, wie viel Cent eine handgestrickte Masche denn wohl wert sein darf. Und wem dann ein Paar immer noch zu „teuer“ ist, die/der könnte zum Zweck des Perspektiv-Wechsels mal zu Wollknäuel und Nadelspiel greifen und selber stricken. Diejenigen, deren geübtes Nadelklappern über Jahre hinweg schon viele soziale Projekte unterstützt hat, geben bestimmt gerne Hilfestellung. Auch beim Stricken.

fl

Nach dem Spülschwamm kommt der Spül-Fisch

Nein, ich werde weder mit einem Fisch spülen, noch glaube ich, dass der Einsatz von Schneeweißchen und Rosenrot an der fettigen, angebrannten Pfanne tatsächlich eine Erleichterung für meinen kleinen Haushalt bedeuten könnte. Und ein Kardinal voller Seife kommt mir ganz bestimmt nicht in meine gefühlt zwei Quadratmeter Wellness-Oase.

Als ich vor dreieinhalb Jahren hier einen Beitrag über selbstgemachte Spülschwämme geschrieben habe, war ich nicht gerade voll des Lobes. Denn zum Einen stricke ich lieber, statt zu häkeln, aber vor allem habe ich sehr viele, sehr gute Gründe, warum ich das Spülen, wann immer möglich, der Spülmaschine überlasse. Daran wird sich auch nicht ändern, nachdem mir der beste Büchereileiter des Städtchens ein Buch zur Ausleihe empfohlen hat, in dem es darum geht „noch mehr“ Spültücher zu stricken – schöne natürlich. Wie seine Bemerkung „Das Auge spült mit“ zu bewerten ist, überlasse ich allen, die schon mal am frühen Morgen unter der Dusche mit Seifen- oder Shampoo-Reste da zu kämpfen hatte, wo sie richtig weh tun.

Auch wenn ich nicht vorhabe, auch nur eine einzige der Anleitungen nachzuarbeiten bin ich ziemlich beeindruckt von dem Büchlein, vielmehr von dem, was dahinter steckt. Wer in der Lage ist einen einfachen Schal zu stricken und ein paar unkomplizierte Strickmuster beherrscht, ist sicher fähig Vierecke zu stricken, und dabei die Maße von Spül- oder Waschlappen einzuhalten. Für besondere Ansprüche ist unter den 22 Anleitungen aber auch ein Sechseck zu finden.

Das Besondere aber finde ich, ist die Geschäftsidee, die dahinter steckt. Da wird die drölfundhunzigste von tausenden Ideen, die im Internet verfügbar sind, zu Papier gebracht mit Fotos der Arbeiten aufgenommen mit ein bisschen Deko-Kram. Auf Hochglanz-Papier und im Farbdruck natürlich, schließlich geht es ja auch um Nachhaltigkeit (die geneigte Leserschaft darf an dieser Stelle gerne mit dem Kopf schütteln). Verschiedene Farben, bzw. verschiedene Muster im Viereck bedürfen natürlich jeweils einer neuen kompletten Anleitung, irgendwie muss so ein Büchlein ja ein paar Seiten aufweisen, damit es für zehn Ocken verkauft werden kann.

Dazu sollen sicher nicht nur Formen und Farben der Läppchen beitragen, dazu haben sie auch phantasievollen Bezeichnungen bekommen, wie nicht nur die oben bereits angeführten, sondern auch „Schrubbelchen“, „Evergreen“ oder „Salz und Pfeffer. Ganz sicher würde ich meine Waschlappen niemals taufen, aber vor allem würde ich den überflüssigsten Tipp der gesammelten Anleitungen nicht befolgen, nämlich die Strickstücke in Form zu bringen, indem ich sie nach Fertigstellung sorgfältig spanne, bevor ich sie dann zusammen mit der fettigen, angebrannten Bratpfanne in Seifenlauge tauche.

fl

Ein paar Maschen Hund auf der Nadel

Start up, Nachhaltigkeit, Umwelt und Ressourcen schonen, fair produziert, regional, all das sind Stichworte, die ganz sicher nicht nur mir immer wieder in Online-Foren über den Weg laufen und mein Interesse wecken. Wenn dann aber noch Stichworte wie stricken und Wolle dazu kommen, schnappe ich zu, wie der Hund nach der Scheibe Wurst.

Womit wir auch gleich beim Thema wären, denn per Zufall las ich von einem Start-Up-Unternehmen, das Hundehaare zu Strickwolle verarbeitet. Treue Leser/innen erinnern sich vielleicht, dass ich sehr wählerisch bin, wenn es um die Qualität von Wolle geht und auch schon gewisse Merkwürdigkeiten ausprobiert habe, was diesem Blog seit über vier Jahren immer wieder ungeahnte Aufmerksam sogar im Ausland beschert. Und so hatte ich auch im Hinterkopf sofort die Idee eines Blogbeitrags mit praxisnaher Schilderung der Qualität von Hunde-Wolle, als ich den Link in einem Forum anklickte.

Bei der Überschrift „Ist auch deine Fellnase Teil der System-Revolution?“ war ich kurz davor, die Seite wieder zu verlassen, da die einzigen Haustiere in meinem Haushalt Wollmäuse im Großfamilien-Verbund sind, und Herr Oter bislang keine revolutionären und/oder systemverändernde Ambitionen gezeigt hat. Gering war dementsprechend mein Interesse daran Tierschutz zu unterstützen durch die Einsendung von Hundehaaren, zumal ich auf der Homepage keine Hinweise finden konnte, an welche Institutionen bisher wieviel Geld gespendet wurde.

Aber mir gings ja auch ums Stricken, um berichten zu können, wie sich die Wolle anfühlt, wie gut oder schlecht sie zu verarbeiten ist, und ob das Versprechen eingehalten wird, dass sie nach dem Waschen und vor dem Trocknen nicht doch nach dem sprichwörtlichen nassen Hund stinkt. Also klickte ich auf den Shop und ließ meine Gesichtszüge entgleisen und die Kinnlade runterfallen, bevor ich beschloss, mich in Rekordzeit von dem Gedanken an einen neuen Pullover zu verabschieden und selbst auf ein kleines Probestück zu verzichten. 100 Gramm Wolle mit einer Lauflänge von 360 Metern in bester Hundegarn-Qualität, die nach Herstellerangaben immerhin für ein Paar Socken reichen soll, kosten nämlich stolze neunundsiebzigfünfundneunzig Euro. Bevor ihr dreimal nachlest:

79,95 €!

Für einen ganz normalen Pullover kann man also gut und gerne (gerne?) über 600 Euro veranschlagen, bei aufwändigen Zopfmustern kommt bestimmt nochmal ein Hunderter obendrauf. Und für den Fall, dass der gut ausgebürsteten „Fellnase“ (welche Tiere haben eigentlich Fell auf oder in der Nase?) mangels zu verspinnendem, wärmendem Unterfell ein Schnupfen oder Husten droht, kann man im Internet-Shop auch einen fertig gestrickten Hundepullover für den Schnäppchenpreis von 170 Ocken in Pinschergröße aus den Haren von Pfiffis Artgenossen käuflich erwerben.

Wohlgemerkt, der Rohstoff wird der Firma kostenlos von unweltbewussten Tierliebhaber/innen zur Verfügung gestellt, gegen das Versprechen von Spenden für einen Baum, ein Tierheim oder einen Gnadenhof. Bei einer derartigen „System-Revolution“ müssten sich der gute alte Karl und sein Kumpel Friedrich eigentlich mal so langsam beharrlich aus dem Grab schrauben.

fl

Mit heißen Nadeln für warme Hände

Für die Einen ist langweiliges Aneinanderreihen von Schlaufen, für die Anderen ist es Mediation mit den Händen, für die Einen modischer Fehltritt, für die Anderen eine willkommene Technik, individuelle Kleidungsstücke und Accessoires ohne langwierig und mühsam erworbene Vorkenntnisse anzufertigen. Die Rede ist vom Stricken und Häkeln, und klar gehöre ich bekanntlich zu den Letzteren, die diese Freizeitbeschäftigung überaus schätzen und sie gegen jede Form von Kritik verteidigen. In meinem Fall allerdings nur, solange hässliche Tierchen in Neonfarben, Emojis, Glitzerpullis und Rüschenschals nicht zur Debatte stehen.

Aber ehrlich gesagt, Stricken kann schon mal ganz schön öde sein, nicht nur wenn ich Socken in Größe 46 auf der Nadel habe, sondern auch wenn ich in der Bücherei in Büchern und Zeitschriften nach interessanten Neuheiten suche.

Vielleicht bin ich auch ja etwas anspruchsvoll, aber, wenn ich einmal begriffen habe, wie Spiralsocken gestrickt werden, halte ich ein weiteres Buch, in dem erläutert wird, wie man mit der ursprünglichen Technik Spiralsocken mit andersfarbiger Wolle strickt, für ausgesprochen langweilig und überflüssig. Ähnlich geht es mir mit Schals, Mützen, Dreieckstüchern, Raglan-Pullis und-Jacken und vielen anderen Handarbeiten.

Klar, irgendwann sind viele Techniken des Schlaufen Machens erschöpfend erklärt, da muss das Ganze eine neue Farbe oder einen neuen Namen bekommen, wenn man weiterhin Bücher verkaufen will. Oder man versucht auf den Nachhaltigkeits-Zug aufzuspringen, indem man die Herstellung farbenfroher Putzuntensilien zum neuesten Trend erklärt, und dafür dann ein ökologisch sehr fragwürdiges Garn empfiehlt. Nicht gerade das, was ich mir unter Strickspaß vorstelle, wie hier nachzulesen ist: klick

Aber, oh Glück oh Wonne vieler künftiger Strickabende auf dem heimischen Sofa: ich hab jetzt etwas ganz Neues entdeckt, eine neue Technik und ein neues Design.

Ausgetüftelt von einem deutschen Mann namens Bernd Kestler der in Japan lebt und begeisterter Motorradfahrer ist. Nicht, dass ich strickende Männer für exotisch halte (ich habe selber einen in der Familie), aber die Kombination von Biken und Stricken finde ich dann doch spannend.

Es kostete dann auch keine Überredungskunst, einen mir gut bekannten, hier regelmäßig erwähnten Büchereileiter zu überzeugen, dass das Buch ganz dringend und unbedingt so schnell wie möglich in den Bücherei-Bestand aufgenommen werden muss. Und so begann das neue Jahr für mich damit, mich durch Anleitungen zu fuchsen, was dank vieler Fotos und Strickschriften gar nicht schwer war, und mich mit der sogenannten Kabusehagi-Technik und dem „isländischen Abketten“ vertraut zu machen. Sicher ist seitdem, dass die Isländer in Zukunft ganz sicher auch an der Fertigstellung von anderen Strickstücken beteiligt sein werden.

Wichtiger Insider-Tipp: Überaus hilfreich ist es, sich die Anleitungen genau anzusehen, statt voller Euphorie (und einer Portion Selbstüberschätzung) nach kurzem Blick loszustricken. Dann kann man nämlich unter anderem zur Kenntnis nehmen, dass in den Strickschriften auch Reihen ohne Maschenzunahmen deutlich sichtbar sind. Diese mit einzuarbeiten, wirkt sich sehr positiv auf die Passform aus. Asche auf mein Haupt, aber danach hatte ich das Grundprinzip wirklich umsetzungsreif kapiert. Jedenfalls bin ich hellauf begeistert, sowohl davon, wie einfach es ist, diese Stulpen zu stricken, ohne dass es langweilig wird, als auch davon, welche tollen Effekte z.B. mit Farbverlaufs-Wolle und Mustern erzielt werden.

Auch wenn meine Stricknadeln fast schon heiß laufen, es gibt so viele Varianten, ob aus dem Buch oder nach eigenen Ideen, dass ich noch einige japanische Handstulpen stricken und verschenken werde. Ich bin mal gespannt, wann sich die ersten Träger/innen kennenlernen, weil ihnen auffällt, dass sie nahezu identische Handwärmer tragen. Angesichts der derzeitigen Temperaturen wird das wohl erst in einem anderen Winter pasieren.

Abschließend noch ein Tipp – nicht nur für Insider: Wer sich selbst an diesen Stulpen versuchen möchte mit Hilfe des Buchs von Bernd Kestler aus meiner Lieblingsbücherei, sollte es ganz schnell vorbestellen (die Warteliste ist noch nicht zuuu lang, jedenfalls bis gestern). Und wer sich alleine nicht ganz rantraut, oder sich mit anderen über Tipps und Tricks – auch für andere Techniken und Strickstücke – austauschen möchte: An jedem ersten Freitag im Monat ab 15 Uhr gibt es in der gemütlichsten Bücherei des Städtchens ein offenes Handarbeitstreffen für alle Interessierte, egal ob Anfänger/innen und Fortgeschrittene.

fl

Ein Socken für jede Söckin…

…oder: Wie ich doch noch zur Sockenstrickerin wurde

Keine Ahnung, wie viele Pullis, Jacken, Tücher, Schals und Mützen ich schon gestrickt hatte, als ich mich immer noch standhaft weigerte, Socken zu stricken. Ich habe lieber ein Bodenkissen mit über einem halben Meter Durchmesser in Filzwolle gestrickt, als mich an Käppchen und Zwickel für eine Sockenferse zu wagen. Wer die Technik des Strickfilzens kennt, weiß, von welcher Größenordnung ich spreche. Mein Jüngster fragte mich zwischendurch verwundert, warum ich einen Kinderschlafsack auf der Nadel habe.

Filzkissen

Für die Nichtinsider: Beim Strickfilzen werden die Strickstücke ein Drittel größer gestrickt als später erforderlich, um dann in der Waschmaschine das zu tun, was beim hochwertigen Wollpulli eine höchst ärgerliche Angelegenheit ist: Schrumpfen und Verfilzen.

Es gab auch keinen Grund, mich im Sockenstricken zu üben, da meine Mutter begeistert die gesamte Familie mit Socken in allen Farben und notwendigen Größen versorgte. So begeistert, dass wir Vorräte anlegen konnten, die auch noch einige Jahre gute Dienste taten, nachdem sie verstorben war. In der Zwischenzeit war mein Faible fürs Strickfilzen groß genug, dass ich mich auch an Filzpuschen herangewagt hatte. Angst vor dem Nadelspiel hatte ich also keine, aber keine Lust auf eben Käppchen und Zwickel und die damit verbundene Zählerei.

Irgendwann, als der größte Teil meines Sockenvorrats bedenklichen Verschleiß aufwies, liefen mir dann aus dem weltweiten Netz Socken über den heimischen Bildschirm, die versprachen, dass ich Socken ohne die lästige Ferse stricken könnte. Sie versprachen darüber hinaus sogar, dass diese auch gut am Fuß sitzen. Die Rede ist von sogenannten Spiral- oder Regenwurmsocken. Deren Fertigstellung ist in der Tat so kinderleicht, dass sich mir nicht erschließt, warum es Anleitungsbücher dafür gibt. Und ja, sie sitzen wirklich gut und sind vor allem bei Eltern von Neugeborenen beliebt, weil sie mitwachsen (und ich muss mir nicht den Kopf über Geschenke zerbrechen). Außerdem sind sie so schnell fertig, dass der Griff zu Stricknadel beim Einsetzen der Wehen – außer bei Sturzgeburt und Kaiserschnitt  – ein guter Zeitplan ist.

Spiralsocken

Ja, es macht Spaß, Spiralsocken zu stricken (auch Socken-Neulingen, die mir dann Beweisbilder schicken) aber verwöhnt von Liebmütterleins Strickkünsten waren es irgendwie keine „richtigen Socken“. Also begann ich nach weiteren Alternativen zu Käppchen und Zwickel zu suchen und wurde auf der Nadelspiel-Seite von EliZZZa, meiner Lieblingsanleiterin auf Youtube, fündig. Nicht nur ihr charmanter österreichischer Akzent macht ihre Videos hörenswert, sondern die geduldig in allen Einzelheiten erklärten und demonstrierten Arbeitsschritte machen sie sehenswert.

Das Zauberwort heißt „Bumerang“ und das Geheimnis sind verkürzte Reihen, und die hatte ich u. a. beim oben erwähnten Bodenkisssen hinreichend geübt. Ich muss nicht zählen, ich muss keine Maschen wieder einfangen und sie funktioniert, egal ob ich die Socken oben oder unten anfange.

Ja, ich hab mir im Laufe der Zeit einige Besonderheiten beim Sockenstricken angewöhnt: Ich nehme dafür nicht nur eckige Nadeln, die ein viel gleichmäßigeres Strickbild ergeben, als ihre runden Geschwister, sondern ich fange Socken an der Spitze an, die mir so besser gefällt.  Ich stricke inzwischen gerne Socken – für mich oder für Menschen mit ähnlicher Schuhgröße. Bei allem, was über Größe 40 hinausgeht, wird der Spaß schon mal von Langeweile verdrängt. Umso besser, dass einer meiner Söhne sich inzwischen seine Socken selber strickt – mit Käppchen und Zwickel für die Ferse.

fl

Socken stricken

Häkeln für den Spülspaß?

hakelnNeues vom Handarbeitsmarkt! Bereits vor einigen Wochen hatte ich mich über einige Besonderheiten – eher Absonderlichkeiten – geäußert, jetzt gibt es etwas Brandneues, dessen Werbung mich beeindruckt. Da wird doch tatsächlich behauptet: Jetzt macht der Abwasch Spaß!

Niemals! Nicht mal den Heerscharen von Tellerspüler/innen in Villa Riba und Villa Bacho nehme ich ab, dass ihr Lächeln auf dem Fernsehbildschirm einen anderen Grund als die Filmgage hatte. Und jetzt soll das Spülen zu einer freudigen Angelegenheit werden, wenn dazu selbstgehäkelte Schwämme aus einer Neuerscheinung auf dem Wollmarkt verwendet werden. Liebe Leute, nicht mal das Häkeln farbenfroher Blümchen, Obst- und Gemüsestückchen, Blümchen, Sternchen und Wölkchen für diesen Zweck könnte mir jemals Spaß machen.

Also, neu ist die Idee ja nicht, Küchenhelfer im Do-it-your-self Verfahren herzzustellen. Bislang war die Ausführung überwiegend ökologisch Interessierten als Beitrag zu weniger Umweltverschmutzung vorbehalten. Man muss aber schon sehr, sehr engagiert sein, um sich freiwillig die Finger mit Paketgarn zu zerkratzen für beige-braune Topfkratzer als Alternative zu ihren billigen Plastik-Kollegen oder schnell rostenden Drahtschwämmen .

Weniger engagiert, und gar nicht umweltbewusst muss man sein, um aus der Neuerscheinung auf dem Wollmarkt, Spülschwämme zu häkeln oder zu stricken. Im Dienste der Wahrheitsfindung habe ich den Selbstversuch gestartet und für 1,95 Ocken 50 Gramm in Knallrot gekauft. Wenn also das Spülwasser völlig verdreckt ist, brauche ich nicht im Trüben zu fischen, um meinen Spülschwamm zu finden. Die Banderole verrät mir zwar das Gewicht, nicht aber die Lauflänge. Vielleicht spekuliert der Hersteller, dass ich dann vorsichtshalber ein Knäuel zusätzlich kaufe. Ätschbätsch: Nö!

Ebenfalls verrät mir die Banderole, dass es sich um ein Produkt aus 100 Prozent Polyester handelt. Kann man auch selber drauf kommen, wenn man sich das Garn mal unter die Nase hält und daran riecht. Die Innovation dieses Produkts jedenfalls besteht darin, dass in ein dünnes Polyestergarn winzige, abstehende Stücke eines glänzenden Plastikfädchens eingearbeitet sind. Sie sind nicht sehr viel größer als die Plastik-Partikel, vor denen Meeresbiologen eindringlich warnen, weil sie Flora und Fauna in den Gewässern zerstören. Soviel Optimismus, zu hoffen, dass beim Gebrauch des selbstfabrizierten Spülschwammes diese Plastikteilchen, die sich mit der Zeit ablösen können, im hiesigen Klärwerk rückstandslos herausgefiltert werden, habe ich leider nicht. Und dass es die Fische und Pflanzen, die daran zugrunde gehen, tröstet, dass die Teilchen knallrot sind, bezweifle ich ganz stark.

Aschwammwollelso habe ich – eben, weil es der Wahrheitsfindung dient (und ich diesen Blog gerne bebildern wollte) – nur ein paar Reihen mit dem so genannten Schwammgarn gehäkelt. Irgendwo las ich, dass es schön weich sei und nicht an den Fingern reibe. Das mag für Handwerkerhände, die ständig mit hartem Material umgehen müssen, vielleicht zutreffen. Ich Mimöschen fand es jetzt nicht wirklich kuschelig, aber gut möglich, dass Paketgarn doch viel schlimmer ist. Eine „Geld zurück Garantie“ hätte ich mir übrigens gewünscht, als der Fadenanfang auch durch intensivste Suche nicht zu ermitteln war, und erst der beherzte Griff zur Schere einen Maschenanschlag ermöglichte.

Jedenfalls habe ich die wenigen Reihen wieder aufgeribbelt und werde das Garn verschenken. Ich suche noch jemandem mit Interesse an einer knallroten, stacheligen Klopapierrollen-Hülle für die Ablage unter dem Auto-Heckfenster.

fl

Trendiger Scheiß

trendiger-scheis

„Voll im Trend“, ein Begriff, den ich nicht nur sprachlich für ausgesprochen fragwürdig halte, sondern der mich auch inhaltlich immer wieder vor Probleme stellt. Während ein Trend den nächsten jagt, lehne ich mich oft gerne entspannt zurück und bekenne mich dazu, in manchen Bereichen hoffnungslos altmodisch zu sein. Und manchmal gibt es Trends, über die ich mich ärgere oder sehr amüsiere, man könnte auch sagen, die ich einfach nur lächerlich finde.

Es ist ja kein Geheimnis, dass ich passionierte Strickerin bin und manchmal mit mehr Begeisterung als Können nähe.

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