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Portion Senf dazu?

Die Bücherei St. Lamberti bloggt

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Plastik

Wo man einpacken kann

Als in Vor-Corona-Zeiten Diskussionen und Gespräche über Klimawandel, Umweltschutz und darüber, was jede/r Einzelne tun kann, an der Tagesordnung waren, hörte ich auch in unserer Kleinstadt immer wieder „Ich würde mir ja einen Unverpackt-Laden wünschen, aber dafür ist das Städtchen wohl zu klein“. Ich fürchte, genauso ist es, weshalb ich gerne die Gelegenheit nutze eine Mitfahrgelegenheit zu einem Laden in einer größeren Stadt zu erwischen.

Seit ich vor ein paar Jahren in Kiel zum ersten Mal in einem Unverpackt-Laden eingekauft habe, ist mein Verbrauch an Zahnpasta rapide zurück gegangen. Keine Sorge, ich putze mir nach wie vor regelmäßig und gründlich die Zähne (mag Bambus-Zahnbürsten immer noch nicht), aber eben nicht mit einer Paste aus der Plastiktube (die unschöne Flecken auf der Schlafanzugjacke hinterlassen kann), sondern mit kleinen Tabs, aus einem ausrangierten Schraubdeckelglas. Ich finde, meine Zähne werden damit schön sauber und mein Zahnarzt hat bisher auch nicht gemeckert.  

Auch festes Haarshampoo hat längst den Einzug in mein Badezimmer gehalten und der Griff zum Seifenstück unter der Dusche ist ebenfalls längst selbstverständlich. Weiterer Vorteil: So manche Seife riecht einfach viel besser als diverse mit viel Chemie versehene Schaumschlägerei aus der Plastikpulle.

Egal, was die Werbung verspricht, da wird meine Laune ziemlich mies.

Ja, ich bin grundsätzlich Fan von Bio-Produkten und mindestens ebenso großer Fan von Müllvermeidung. Umso enttäuschender finde ich es, wenn Bioprodukte nicht nur doppelt verpackt sind, und die äußerste Hülle nur dafür gut ist, mehr Masse vorzutäuschen. Und als ich auf der Zutatenliste für den 25 Gramm Inhalt der kleinen Tüte als erstes „Salz“ las, war mein erster Gedanke „Mist, reingefallen“. Und mein zweiter, dass ich mein Abendessen nur noch „Dinner“ nennen werde, wenn ich das teure Kräutersalz verwende.

Da stimmt dann ein Besuch im Unverpackt-Laden doch versöhnlich, wenn ich mit einem Korb leerer Gläser anrücke und genau die Menge der Produkte einfülle, die ich haben möchte. Hat beim Ein-Personen-Haushalt auch den Vorteil, dass ich einige Zutaten erst einmal in kleinen Mengen zum Probieren kaufe, bevor ich mich damit großzügig bevorrate, wie mit Lebensmitteln und Gewürzen, die ich schon kenne. Das gilt auch für Waschpulver und Reinigungsmittel.

Ein ganz neuer, gar nicht mal so weit entfernter Unverpackt-Laden ist kürzlich in der Region eröffnet worden, der mich allein schon aufgrund seiner Größe und seiner tollen Auswahl begeisterte. Einerseits schön, dass ich jetzt nicht mehr in irgendeine Großstadt fahren muss für die unverpackten Einkäufe, andererseits sind die Chancen, dass im hiesigen Städtchen mal so ein Geschäft aufmachen wird, weiter gegen Null gesunken. Aber frau kann eben nicht alles haben, und ich werde mir eben angewöhnen müssen, bei künftigen Einkäufen im Unverpackt-Laden einen Einkaufszettel mitzunehmen. Der Vorsatz ist da, an einer gelungenen Umsetzung zweifle ich noch. Ich kenn mich doch.

fl

Häkeln für den Spülspaß?

hakelnNeues vom Handarbeitsmarkt! Bereits vor einigen Wochen hatte ich mich über einige Besonderheiten – eher Absonderlichkeiten – geäußert, jetzt gibt es etwas Brandneues, dessen Werbung mich beeindruckt. Da wird doch tatsächlich behauptet: Jetzt macht der Abwasch Spaß!

Niemals! Nicht mal den Heerscharen von Tellerspüler/innen in Villa Riba und Villa Bacho nehme ich ab, dass ihr Lächeln auf dem Fernsehbildschirm einen anderen Grund als die Filmgage hatte. Und jetzt soll das Spülen zu einer freudigen Angelegenheit werden, wenn dazu selbstgehäkelte Schwämme aus einer Neuerscheinung auf dem Wollmarkt verwendet werden. Liebe Leute, nicht mal das Häkeln farbenfroher Blümchen, Obst- und Gemüsestückchen, Blümchen, Sternchen und Wölkchen für diesen Zweck könnte mir jemals Spaß machen.

Also, neu ist die Idee ja nicht, Küchenhelfer im Do-it-your-self Verfahren herzzustellen. Bislang war die Ausführung überwiegend ökologisch Interessierten als Beitrag zu weniger Umweltverschmutzung vorbehalten. Man muss aber schon sehr, sehr engagiert sein, um sich freiwillig die Finger mit Paketgarn zu zerkratzen für beige-braune Topfkratzer als Alternative zu ihren billigen Plastik-Kollegen oder schnell rostenden Drahtschwämmen .

Weniger engagiert, und gar nicht umweltbewusst muss man sein, um aus der Neuerscheinung auf dem Wollmarkt, Spülschwämme zu häkeln oder zu stricken. Im Dienste der Wahrheitsfindung habe ich den Selbstversuch gestartet und für 1,95 Ocken 50 Gramm in Knallrot gekauft. Wenn also das Spülwasser völlig verdreckt ist, brauche ich nicht im Trüben zu fischen, um meinen Spülschwamm zu finden. Die Banderole verrät mir zwar das Gewicht, nicht aber die Lauflänge. Vielleicht spekuliert der Hersteller, dass ich dann vorsichtshalber ein Knäuel zusätzlich kaufe. Ätschbätsch: Nö!

Ebenfalls verrät mir die Banderole, dass es sich um ein Produkt aus 100 Prozent Polyester handelt. Kann man auch selber drauf kommen, wenn man sich das Garn mal unter die Nase hält und daran riecht. Die Innovation dieses Produkts jedenfalls besteht darin, dass in ein dünnes Polyestergarn winzige, abstehende Stücke eines glänzenden Plastikfädchens eingearbeitet sind. Sie sind nicht sehr viel größer als die Plastik-Partikel, vor denen Meeresbiologen eindringlich warnen, weil sie Flora und Fauna in den Gewässern zerstören. Soviel Optimismus, zu hoffen, dass beim Gebrauch des selbstfabrizierten Spülschwammes diese Plastikteilchen, die sich mit der Zeit ablösen können, im hiesigen Klärwerk rückstandslos herausgefiltert werden, habe ich leider nicht. Und dass es die Fische und Pflanzen, die daran zugrunde gehen, tröstet, dass die Teilchen knallrot sind, bezweifle ich ganz stark.

Aschwammwollelso habe ich – eben, weil es der Wahrheitsfindung dient (und ich diesen Blog gerne bebildern wollte) – nur ein paar Reihen mit dem so genannten Schwammgarn gehäkelt. Irgendwo las ich, dass es schön weich sei und nicht an den Fingern reibe. Das mag für Handwerkerhände, die ständig mit hartem Material umgehen müssen, vielleicht zutreffen. Ich Mimöschen fand es jetzt nicht wirklich kuschelig, aber gut möglich, dass Paketgarn doch viel schlimmer ist. Eine „Geld zurück Garantie“ hätte ich mir übrigens gewünscht, als der Fadenanfang auch durch intensivste Suche nicht zu ermitteln war, und erst der beherzte Griff zur Schere einen Maschenanschlag ermöglichte.

Jedenfalls habe ich die wenigen Reihen wieder aufgeribbelt und werde das Garn verschenken. Ich suche noch jemandem mit Interesse an einer knallroten, stacheligen Klopapierrollen-Hülle für die Ablage unter dem Auto-Heckfenster.

fl

Made in Togo?

kaffee-togo

 

Togo ist ein bitterarmes Land in Afrika, in dem knapp sieben Millionen Menschen überwiegend von Landwirtschaft und der Herstellung von Zement leben. Und seit ein paar Jahren werden in Togo Lebensmittel produziert, die in Plastikbechern oder Plastikboxen in Supermärkten oder Fast-Food- und Fast-Drink-Ketten angeboten werden. Oder wie? Etwa Etikettenschwindel? Kaffee Togo kommt gar nicht aus Afrika?

Nein, kein abgedroschener Witz, sondern Ohrenzeugenbericht einer Bestellung in der Filiale einer expandierenden Kaffeehauskette: „Zwei Kaffee Togo zum Mitnehmen“. Nur am Rande: Die durchschnittliche togolesische Familie könnte sich dort pro Woche zwei Heißgetränke leisten. Hätte dann allerdings für den Rest der Woche kein Geld mehr.

Also gut, kein Etikettenschwindel, sondern Mode-Erscheinung und Marketing. Und, mit Verlaub, ein riesengroßer Umweltdreck. Wir wissen alle, von der Bedrohung der Meere durch nicht verrottbare Kunststoffe, von der Riesenmenge Energie, die für die Produktion von Plastik ebenso gebraucht wird wie fürs Recycling. Und mal ehrlich, die Jacken und Pullover, die aus gebrauchten PET-Flaschen hergestellt werden, lassen Einem doch kopf-gegen-grunen-punktdie Haare zu Berge stehen. Manchmal wegen des Anblicks, meist aber wegen statischer Entladungen. Aber immerhin kann man sie als „vegan“ bewerben.

Abgesehen davon: Es kann mir doch keiner erzählen, dass ein zehn Stunden altes Sandwich in der Plastikbox aus dem Tankstellen-Kühlschrank besser schmeckt als vier Lagen Küchenpapier mit Salzwasser getränkt. Der Nährwert dürfte auch ähnlich sein.

Einspänner mit Strohhalm

Und was bitte ist so toll daran, ständig einen Becher Kaffee mit zu schleppen, dessen Inhalt vor dem Überschwappen durch einen Deckel geschützt ist, mit einer Mini-Öffnung für den Trinkgenuss. Ein Genuss, so spektakulär, als wenn ich im Hotel Sacher in Wien einen Pharisäer mit Strohhalm bestellen würde. Warum bitte soll ich mir morgens nicht das Vergnügen gönnen, den Duft von frischem Kaffee durch die eigene Wohnung ziehen zu lassen und mir einfach mal zehn Minuten Zeit fürs Frühstück zu gönnen. Warum soll ich, wenn ich tagsüber von A nach B unterwegs bin, eigentlich einen Kaffee spazieren tragen?

Oder Mineralwasser, auch so ein Fall. Bekanntlich empfehlen Experten die Aufnahme von zwei Liter Flüssigkeit am Tag, überwiegend (Mineral)Wasser. Ziehen wir mal Suppe, Milch im Müsli und den Kaffee ab, der nicht aus Versehen aus dem Plastikbecher geschwappt ist, bleiben das großzügig gerechnet acht große Gläser. Also alle eineinhalb Stunden eins, wenn ich mir nachts dafür keinen Wecker stellen will. Warum dann also im Zehn-Minuten-Takt an einem niedlichen Plastikfläschchen (gibt’s ernsthaft auch in Rosa *gnmpf*) nuckeln?

Wenn ich meine vier Wände oder meinen Arbeitsplatz mal für ein Stündchen verlasse, werde ich keine Mangelerscheinungen (also zusätzlich zu den bekannten Mängeln), erleiden und nicht in Gefahr des Verdurstens geraten, wenn ich tatsächlich mal 60 Minuten lang, oder mit ganz viel Mut sogar länger, keine Flüssigkeit zu mir nehme.

Wenn, ja wenn, nicht gerade Mitte September ist, und das Thermometer auf über 30 Grad steigt. Dann nehme ich auch schon mal einen Wasservorrat mit. In der 1 000 und mehrfach mal zu gebrauchenden Flasche des Wassersprudlers.

Solche Wetterphänomene übrigens sollen ja mit dem Klimawandel zu tun haben, der wiederum mit Umweltverschmutzung zu tun hat, und dieser wiederum mit dem massenhaften und unnötigen Gebrauch von Plastikbechern und –Flaschen. Munkelt man. Ich auch.

fl

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