Groen

Montag, 23. Dezember 2014

Wie’s der Teufel will: Unsere dickste Bewohnerin, die das Essen, nein das Mästen, liebte wie kein anderer, ist zwei Tage vor dem kulinarischen Höhepunkt des Jahres gestorben. Sie wog hundertsechzig Kilo, was für ihre 1,45 Meter relativ schwer war. […]

Der Bestattungsunternehmer muss für diese Kundin einen Sarg in Würfelform anfertigen lassen.

Entschuldigen Sie, dass ich diese Sache ein bisschen grob schildere, aber ich kann die Wirklichkeit nicht anders machen, als sie ist: traurig, hart und gleichzeitig zum Lachen!“

1geschmokert

So ein Bespiel eines typischen Tagebucheintrags von Hendrik Groen in dem Buch „Eierlikörtage – Das geheime Tagebuch des Hendrik Groen, 83 ¼ Jahre“.

Der Autor lebt in einem Altenheim in Amsterdam und hat mit der Veröffentlichung seines geheimen Tagebuchs ein überraschenden Erfolg erzielt. Und das völlig zu Recht!

Kurz, zum Teil drastisch, ehrlich und mit viel Humor berichtet der Autor ein Jahr in Tagebucheinträgen über sein Leben im Altenheim. Dieses Leben ist zunächst geprägt von den ewig gleichen Gesprächen über Gesundheit und sonstige Problemchen.  Doch dann gründen sechs Bewohner – einer von ihnen ist der Autor selbst – den Club „Alt-aber-nicht-tot“ (Altanito), der im Laufe der Zeit auf acht Mitglieder erweitert wird. Ziel des Clubs ist es einfach zwei Mal im Monat den Bus rufen und irgendwo hinfahren. Jedes Mitglied überlegt sich vier Ausflüge und so ergeben sich 24 Ausflüge pro Jahr – eine schöne Aussicht. Und gerade die schönen Aussichten sind es, die das Leben noch erstrebenswert machen. Denn auch in den niederländischen Alten- und Pflegeheimen gilt das Spardiktat und die Heimleitung überlegt sich immer neue Sparmaßnahmen und Vorschriften, die das Leben der Bewohner nicht einfacher machen.

Die rund 350 Tagebucheinträge vermitteln eine wundere Einsicht in das Leben der Heimbewohner, da Hendrik Groen eine sehr eigene Sicht hat, die Dinge beim Namen zu nennen und zu beschreiben. Das macht beim Lesen sehr viel Spaß und man ist ständig versucht, wieder einen Abschnitt laut vorzulesen, um gemeinsam Lachen zu können. Und das ist doch wohl das Beste, was man sich von einem Buch wünschen kann!

Lew