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Ob die Bezeichnung Mutter Natur passend ist, fragen sich wohl viele Frauen einmal im Monat. Nein, eine Mutter sollte nicht so mit ihren Töchtern umgehen, und ihnen das monatliche Ärgernis mit allen Vorzeichen und Nebenwirkungen zumuten. Darüber zu sprechen, gehört sich schon mal gar nicht. Darüber zu schreiben wird meistens Mediziner/innen überlassen, oder manchmal Feministinnen. Ansonsten wird die Menstruation auch im Jahr 2017 als Gesprächsthema immer noch überwiegend im Flüsterton, beziehungsweise hinter vorgehaltener Hand abgehandelt, nicht selten begleitet von ziemlich albernen Kicheranfällen. Und das, während zum Beispiel das Buch „Darm mit Charme“ auf Bestseller-Listen landet.

1geschmokertOb „Ja, ich habe meine Tage! So what“ von der jungen Schwedin Clara Henry das Zeug dazu hat, dürfte schon allein wegen des Themas fraglich sein. Möglich auch, dass die manchmal wirklich rotzfreche Schreibweise dem im Wege stehen mag. Inhaltlich hätte dieses Buch es aber verdient.

Clara Henry hatte bereits im zarten Alter von 12 Jahren ihren ersten Internet-Blog, heute ist die 22jährige eine der bekanntesten und beliebtesten Youtuberinnen Schwedens. Das, was ich als „rotzfrech“ bezeichne ist dabei sicherlich eine Sprache, die bei ihrem jungen Publikum ankommt. Und dem Thema Menstruation tut es nur gut, dass sie kein Blatt vor den Mund nimmt, wenn sie es von allen möglichen Seiten beleuchtet.

Henry trifft sicher den Nerv ihrer jungen Leserinnen, wenn sie beschreibt, wie sie auf ihr „erstes Mal“ gewartet hat, und wie schwierig es war, als es sie in der Schule überraschte. Sie bietet Informationen zu medizinischen Fragen, gut verpackt in den einzelnen Kapiteln und ganz ohne den Anspruch „von mir könnt Ihr jetzt was lernen“, der so manchen Akademiker zum Autoren hat werden lassen. Vor allem aber ist ihr Buch ein flammendes Plädoyer für einen ganz normalen Umgang mit der Menstruation ohne Tabus und ohne Sexismus.

titel-tageJunge Mädchen und Frauen, egal ob sie schon ihre Tage haben, oder noch darauf warten, bietet das Buch Antworten auf Fragen, die sie sich vielleicht nicht trauen, zu stellen. Bekanntlich sind Eltern nicht die Wunsch-Gesprächspartner für alles unterhalb der Gürtellinie. Aber auch den Eltern möchte ich dieses Buch empfehlen, weil es dazu beiträgt, dass alle unverkrampfter mit dem Thema umgehen.

Gegen Unterleibskrämpfe hilft das Buch leider nicht, dann würde es von den Bestsellerlisten gar nicht mehr verschwinden. Da müssen wir Frauen uns wohl mit abfinden, dass Mutter Natur eben doch einen großen Fehler gemacht hat.

fl